Neues aus Moskau und Altes aus New York

Die neuen koeglernews

oe
Stuttgart, 26/06/2007

Dies ist der Versuchsstart einer neuen Informationsreihe, in der ich in Zukunft von Fall zu Fall – und jedenfalls unregelmäßig – an das koeglerjournal ein paar Sätze anhängen will mit Fakten über Ereignisse aus der Tanzwelt, die mir irgendwelche Kollegen haben zukommen lassen, oder die ich in internationalen Zeitschriften aufgegabelt habe, und von denen ich meine, dass sie für die User von Interesse sein könnten, da sie sie sonst überhaupt nicht oder aber erst mit erheblicher Verspätung erreichen. Mal sehen, ob‘s klappt, oder ob ich den Versuch wieder einstelle.

Heute erst mal zwei koeglernews aus Moskau und New York. In Moskau hatte in der vergangenen Woche die Neuproduktion von „Le Corsaire“ Premiere, und die vier Vorstellungen an aufeinander folgenden Tagen scheinen ein rauschender Erfolg geworden zu sein. Juri Burlaka hat etwa 60 Minuten der Originalchoreografie von Petipa nach zeitgenössischen Dokumenten minutiös rekonstruiert – der Rest der Inszenierung stammt von Alexej Ratmanski, dem Chef des Bolschoi-Balletts, der sich offenbar akribisch dem Stil Petipas angepasst hat. Drei verschiedene Besetzungen stehen für die zwei Hauptrollen zur Verfügung – mit Maria Alexandrowa und Nikolai Tsiskaridze als populärsten Superstars. Wie auch in München geriet der „Jardin animé“ zum Höhepunkt der vierstündigen Vorstellung. Das Ballett steht auch auf dem Programm des Londoner Bolschoi-Gastspiels Ende Juli/Anfang August.

Das andere Ereignis fand schon im Februar statt: das New Yorker Gastspiel der Hamburger in der Brooklyn Academy mit John Neumeiers „Tod in Venedig“. Doch erst in der Juni-Ausgabe des amerikanischen „Dance Magazine“ ist eine Kritik darüber erschienen (Amerika, Du hast es offenbar auch nicht besser als wir in Deutschland!). Sie fiel eher durchwachsen aus. Interessanter erscheint mir der Kurzbericht von Clive Barnes, der im Sommerheft des englischen „dance now“ erschienen ist. Dort heißt es: „John Neumeiers Hamburg Ballett ist schon immer merkwürdig umstritten in New York. Während William Forsythe das Subjekt kritischer Heiligsprechung ist, ist der andere bemerkenswerte choreografische Expatriot Neumeier, der mit sonderbarer Skepsis betrachtet und generell unterschätzt wird. Vielleicht ist es ja, abgesehen von seinen Mahler-Sinfonien, seine Vorliebe für literarische Themen, die viele amerikanische Kritiker irritiert ... Neumeier hat betont, dass dieses Choreodrama ‚eine freie Adaption der Novelle‘ ist, und dass sie Mann wahrscheinlich mehr als die vielen anderen Bearbeitungen überrascht hätte, doch choreografisch besteht ihre Stärke vorzüglich in der Vielfalt ihrer Pas de deux, sowohl der männlich/weiblichen Art und besonders der männlich/männlichen, die alle clever und dabei kraftvoll einfallsreich sind. Aschenbach wird ausgesprochen dramatisch von Lloyd Riggins interpretiert, ein anderer glänzender amerikanischer Expatriot, der in seinem Heimatland wenig bekannt ist. Die ganze Hamburger Kompanie, die sicher zu Europas besten gehört, tanzte mit einem totalen Engagement, wie es, offen gesagt, nicht durchweg üblich im amerikanischen Tanz ist.“

Kommentare

Noch keine Beiträge

Ähnliche Artikel

basierend auf den Schlüsselwörtern