"Crossing the Lines"
Ein Fotoblog von Dieter Hartwig
Tanz kann dein Leben verändern, hieß die Botschaft des Film-Hits „Rhythm is it!“. Choreograf Royston Maldoom und seine Kollegen haben durch Tanz viele Leben verändert, weltweit arbeiten sie mit Menschen, die nicht vom Schicksal verwöhnt wurden. Jetzt ist Maldoom wieder in Hamburg und stellt mit Behinderten, mit jungen Männern ohne Schulabschluss und langzeitarbeitslosen Frauen „Can Do Can Dance“ auf die Beine.
Dass Tanzen ihr Leben verändern wird, mag die arbeitslose Anja Ruppelt allerdings noch nicht so recht glauben. Zu oft ist etwas schiefgelaufen, erzählt die 42-Jährige, die seit acht Jahren nur ab und zu einen Job findet. „Ich habe mir abgewöhnt, Ziele zu setzen, das klappt ja sowieso nicht“, sagt die Hamburgerin mutlos, aber tapfer lächelnd.
Dabei hat einmal alles mit ihrem Traumberuf angefangen: Nach dem Hauptschulabschluss machte sie eine Lehre zur Friseurin, das hatte sie sich immer gewünscht. Auch eine Stelle fand sie nach der Ausbildung, doch nach wenigen Jahren zwangen Rückenprobleme sie dazu, ihren Beruf aufzugeben. „Na gut, dann mache ich eben eine Umschulung“, dachte sich die junge Frau damals und wurde an der Hamburger Grone-Schule zur Bürokauffrau umgeschult. Nach zweijährigem Lernen fand die sympathische Frau auch im neuen Bereich gleich wieder einen Job - und war total unglücklich. „Das war überhaupt nicht kreativ, und ich hatte kaum mit Menschen zu tun.“ Oft wechselte sie in den folgenden Jahren den Arbeitsplatz, versuchte es in verschiedensten Büros, aber nichts war von Dauer. Und selbst in ihren alten Beruf Friseurin konnte sie inzwischen nicht mehr zurück, denn „da werden nur noch ganz Junge genommen“!
Seither lässt sie die Dinge eher auf sich zukommen. So auch das Angebot, bei „Can Do Can Dance“ mitzutanzen, das die Grone-Schule langzeitarbeitslosen Frauen in diesem Jahr machte. Anja Ruppelt kannte weder Royston Maldoom noch den Film „Rhythm is it!“, und unter Ausdruckstanz konnte sie sich wenig vorstellen, nur getanzt hat sie schon immer gern. „Mal was anderes“, dachte sie sich, und als eine von zwanzig „Mädels“ im Alter zwischen 23 und 62 Jahren trainiert sie seit Mitte August nun täglich für den großen Auftritt auf Kampnagel. „Es ist richtig anstrengend, und ich bin jetzt schon aufgeregt“, gesteht Anja. „Wir sind eine tolle Gruppe, niemand zickt 'rum.“ Und neue Freundschaften entstehen ganz nebenbei. Wenn das kein guter Anfang ist…
Info: Kampnagel, 25.-30.10., 20 Uhr
Was plant Royston Maldoom in Hamburg? Nach dem Pilotprojekt auf Kampnagel 2005 mit Royston Maldoom und Schülern aus Hamburg-Langenhorn folgte die erste Ausgabe von „Can Do Can Dance 2006“, die fünf unterschiedliche Gruppen auf der Bühne des Schauspielhauses zusammenführte. „Can Do Can Dance 2007“ findet wieder auf Kampnagel statt, dort zeigen langzeitarbeitslose Frauen, junge Männer ohne Schulabschluss sowie eine Gruppe Menschen mit und ohne Behinderung eine Choreografie, die in Zusammenarbeit mit Royston Maldoom und seinen Kolleginnen Tamara McLorg und Janice Parker in Hamburg entstand. Das Bildungszentrum „Stiftung Grone-Schule“ will Projekte dieser Art auch im kommenden Jahr fortführen.
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