Abschluss einer Ära
Mit den Hamburger Ballett-Tagen endet die Intendanz John Neumeiers
Die Vorstellung „Erste Schritte“ zum 30. Geburtstag von John Neumeiers Ballettschule beweist das hohe Niveau der Ausbildung
Niedlich anzuschauen waren sie, die 38 Mädchen und sieben Jungs, wie sie – flott in Schottenrock und weißes Hemd gekleidet – zum Auftakt der „Ersten Schritte“ einen rhythmusbetonten schottischen Tanz aufführten. Da war genaues Timing gefragt und auch Präzision im Einnehmen der Plätze – die Kinder meisterten das mit Bravour und spielerischer Tanzeslust!
„Jeux d’enfants“ hieß das nächste Stück in der Choreografie der Hamburger Ballettpädagogen Brita Adam und Kevin Haigen, in dem die Größeren ihr Können unter Beweis stellen konnten. Ob fröhlich beim ausgelassenen Spiel mit dem Drachen, romantisch im Rosengarten (auffallend gewachsen, noch etwas staksig, aber von vielversprechend feiner Linie: Fee Lichtenberg, die „Julia“ aus dem Romeo-und-Julia Projekt „Focus on YOUth“ im Mai 2006; auf ihre weitere Entwicklung darf man gespannt sein), elegisch am Strand, artistisch und glitzernd im Zirkus (virtuos der junge Shu Kinouchi als Assistent des Zirkusdirektors, der gar nicht mehr aufhören wollte, Pirouetten zu drehen!), elfenhaft leicht und mit fließenden Bewegungen bei „Pavane“, abgezirkelt-zackig bei Zinnsoldaten und Puppen – hier konnten die Fortgeschrittenen ihr Können zeigen, was sie gelernt haben.
Und alles klappte wie am Schnürchen: die schwierigen Drehungen, die exakten Ensembles, die Arabesquen, Attituden und kleinen Schrittkombinationen. Höhepunkt des Abends war jedoch zweifellos die gemeinsam mit einigen Profis aus dem Hamburg Ballett aufgeführten Lieder aus „Des Knaben Wunderhorn“ und die „Vierte Sinfonie von Gustav Mahler“ mit der wunderbaren Laura Cazzaniga, die ihre Tänzerinnen-Karriere zum Ende dieser Spielzeit leider beenden wird. Unvergessen, wie sie bei der Premiere der „Odyssee“ 1997 die von John Neumeier für sie kreierte Rolle „das Meer“ darstellte – mit einem Kleid, in dem 43 Meter tiefblauer Samt verarbeitet wurden. Um die am Saum 12 Meter Umfang fassende Schleppe des Gewandes mit dem nötigen Schwung werfen zu können, musste Laura damals eigens ein Krafttraining absolvieren. Dem Haus wird sie zum Glück als Ballettmeisterin erhalten bleiben.
Aber auch Alexandr Trusch (der Romeo in „Focus on YOUth“), als Eleve neu in die Kompanie aufgenommen, bezauberte mit seiner jungenhaften Frische und naturgegebener Bühnenpräsenz. Auf seine Entwicklung darf man ebenfalls gespannt sein. Silvia Azzoni, Alexandre Riabko, Carsten Jung und Edvin Revazov waren den „Großen“ aus der Ballettschule wunderbare Partner in den beiden oft schwierigen Mahler-Werken, die allen sowohl technisch wie darstellerisch viel abverlangen. Die Pädagogen der Schule dürfen stolz sein auf ihren Nachwuchs!
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