Ein überfälliges Thema
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Spoerli-Foundation-Preise an Polina Semionova und Arman Grigoryan
Die beiden Preisträger sind ungefähr gleich alt: Die Russin Polina Semionova ist Jahrgang 1984, der Armenier Arman Grigoryan 1985. Nach einer „Schwanensee“-Aufführung mit dem Zürcher Ballett, bei der sie mittanzten, verlieh ihnen Heinz Spoerli die diesjährigen Preise seiner Foundation (je 15.000 Franken, knapp 10.000 Euro). Neben ihrer Jugendlichkeit haben die beiden Geehrten noch Weiteres gemeinsam: Ihre große Liebe zum Ballett, eine Goldmedaille von prominenten Wettbewerben (sie in Moskau, er in Varna), ihre östliche Herkunft. Und auch die sympathische Bescheidenheit im persönlichen Auftreten, die sie bei der Preisverleihung in Zürich zelebrierten.
In puncto Tempo aber verlaufen ihre Karrieren unterschiedlich. Die eine ist schon Königin, der andere noch heranwachsender Prinz. Polina Semionova eroberte die obersten Stufen der Balletthierarchie im Flug: Sie kam als knapp 18-Jährige von der Bolschoi-Ballettschule direkt als Erste Solistin ans Staatsballett Berlin unter Vladimir Malakhov. Seither tanzt sie in den Hauptrollen vieler großer Klassiker, häufig mit Malakhov als Partner. Und das nicht nur im Berliner Stammhaus Unter den Linden, sondern auch in Japan, Spanien, Wien und eben auch Zürich. Daneben wagt sie Populärauftritte wie in Herbert Grönemeyers Musikvideo „Demo“. Entsprechend groß ist Polinas Fangemeinde.
Arman Grigoryan verfolgt dagegen die normale Ochsentour. War in Zürich zunächst Mitglied des Junior Balletts, dann Gruppen- und schließlich Solotänzer. Sein Spektrum ist erfreulich breit: Er zählt zu den festen Stützen in fast allen Spoerli-Choreografien, den Mozart- und Bachballetten wie den traditionellen Abendfüllern - allerdings (noch) nicht in den wichtigsten Rollen. Dazu kommen witzige Auftritte als grotesker Bergkönig in „Peer Gynt“ oder als spritziger Puck im „Sommernachtstraum“. Grigoryan gehört zur in Zürich stark beachteten und von Spoerli geförderten „Armenien-Fraktion“: zurzeit mit Vahe Martirosyan und Artur Babajanyan, früher mit Tigran Mikayelyan und Davit Karapetyan. Sie zeichnen sich alle durch einen eleganten und gleichzeitig athletischen Tanzstil aus.
Die der Preisübergabe vorangehende Schwanensee“-Aufführung beruht auf Spoerlis Version von 2005, einer eher gedämpften Choreografie. Polina Semionova mit ihren Schwanenarmen konnte wegen ihres zwar tadellos tanzenden, aber etwas kummervoll wirkenden Prinzen (Stanislav Jermakov) zunächst noch nicht richtig punkten. Als schwarzer Schwan jedoch glühte und sprühte sie, und diesen Zauber verlor sie nicht mehr bis zum (offenen) Ende des Stücks. Arman Grigoryan bewies im ersten Akt beim großen Pas de trois mit zwei Mädchen klare Linie und gute Partnereigenschaften. Seine ambitiösen Variationen gelangen dagegen nicht hundertprozentig, gab es doch neben einer tadellosen Manège schon mal unsaubere Landungen nach Drehfiguren. Aber darauf kommts ja nicht so sehr an! Grigoryan darf sich auf eine weitere aufsteigende Laufbahn als Ballettsolist freuen.
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