Die Puppen tanzen wieder

„Love hurts ... Petrushka“ ist eine Produktion der Berliner Agentur The Lab Art & Media sowie der Norddeutschen Konzertdirektion Melsine Grevesmühl. Das Ludwigshafener Theater im Pfalzbau und die Oper Köln haben das Stück koproduziert. Mit der Kompanie Danceworks Chicago tourt das Werk noch im November und dann wieder ab April 2010 durch Deutschland. Mit extravaganten Kostümen und Tanzstoffen, die der Märchenwelt entlehnt waren, machte vor 100 Jahren das Ballet Russes in Paris Furore. Sein Begründer, Sergej Diaghilev, engagierte den eigenwilligen Komponisten Igor Strawinsky für die Stücke „Feuervogel“ (1910), „Petruschka“ (1911) und „Le sacre du printemps“ (1913).

Warum also nicht wagen, was den russischen Avantgardisten vor einem Jahrhundert in Europa gelang? Den Produzenten und Künstlern von „Love hurts ... Petrushka“ ist denn auch eine neue Interpretation des alten Stoffes gelungen. Die Puppe Petrushka liebt zwar immer noch vergeblich die hübsche Ballerina und wird am Ende im Kampf mit dem Mohren ihr Leben verlieren. Doch ihr Stil und ihr Tanz haben sich völlig gewandelt. Danceworks Chicago nennt sich die Truppe um ihre Gründer Julie Nakagawa und Andreas Böttcher. Die Kompanie hat sich dem zeitgenössischen Tanz mit all seinen Facetten verschrieben. Dazu zählen auch die Bewegungsmuster aus dem Break-Dance und HipHop. Tänzer Donald „D-Ray“ Colson verkörpert Pretruska als verletzliche Figur, die sich gegen die Übermacht des Puppen-Ensembles zur Wehr setzen muss. Dabei verstärken die kantigen Bewegungen aus dem Streetdance sein Bestreben und zugleich seine Hilflosigkeit. Anders verhält es sich mit seinem Gegenspieler, dem Mohren. BBoy Timo Draheim tanzt die Figur mit der Kraft und spektakulären Akrobatik aus dem Bewegungsrepertoire des Break-Dance. Und auch Strawinskys Musik offenbart ihre Aktualität als rhythmisch zeitlose Klangquelle im Zusammenspiel mit den Soundkollagen von Mike Dietrich aka DJ Opossum.