„Fidelio“ als Ballett an der Wien: ein Kammerspiel

Gastspiel des Linzer Balletts

Wien, 11/06/2009

Die Idee klingt durchaus verführerisch: Beethovens "Fidelio" in seinem Premieren-Theater an der Wien als Ballett herauszubringen. Auch die Wahl, Alexander von Zemlinskys Klaviertranskription für vier Hände einzusetzen, gespielt immerhin von Dennis Russell Davies und der weniger stringenten Maki Namekawa, liest sich dramaturgisch noch klug. In der zweistündigen, mit viel Papier-Schnee ausgestatteten Bühneninszenierung von Jochen Ulrich, die nun als Gastspiel vom Linzer Landestheater an der Wien zu sehen war, wirkt Zemlinsky allerdings zu dünn: Ein sehr intimer musikalischer Kammerspiel-Charakter entsteht, dem Choreograf Ulrich mit viel Aufwand und jeder Menge stilpluralistischen Mitteln Dramatik aufdrücken muss.

Da ist die Drahtzieherfigur des Rocco, den Martin Dvorak als finstere Gestalt mit schwarz umrandeten Augen schleifend und schiebend interpretiert. Da hat Don Pizarro, den Fabrice Jucquois trotz Verletzung mimte, die Intensität scharfen Schau-Spiels an der Kippe zum Stummfilm-Pathos. Künstlerisch interessanter aufgehoben sind Marzelline (Ilja van den Bosch) und Jaquino (Alexander Novikov), die ihre Rollen tänzerisch darstellen. Erst um dieses Quartett kreisen Leonore und Florestan (Irene Bauer und Martin Vrany), die von Tänzergruppen noch vervielfacht werden - mehr Rand- denn Hauptfiguren. So bleibt der Fidelio, der anhaltend spannende Stoff, als Choreografie dramatischer Bilder doch festgezurrt am Klavier, auch wenn er noch so gerne entkommen möchte.

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

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