Kindlich am Abend des Lebens

Pretty Ugly tanzt im Arkadas-Theater

Köln, 19/03/2009

„One Week Stand“ nennt sich die Tanzreihe von Pretty Ugly Tanz Köln im Ehrenfelder Arkadas-Theater, die jetzt bereits in die zweite Runde geht. Nach dem Improvisationsabend „Day“ (wir berichteten) wirft Choreograf Georg Reischl in dem Tanzstück „Evening“ nun einen Blick zurück vom Abend des Lebens auf eine unbeschwerte Kindheit. Der tänzerische Streifzug von Pretty Ugly Tanz durch die Tageszeiten ist damit aber noch nicht beendet. Es folgen noch „Night“ (im April) und „Dawn“ (im Mai).

Choreograf Reischl ist selbst noch ein junger Mann. Gut möglich, dass er den Blick zurück umso unbelasteter wagen konnte. Eine Zeile aus Doris Days berühmtem Song „Qué será será“ durchzieht das Tanzstück wie ein inhaltliches Leitmotiv: „When I was just a little girl“. Anfangs wird es in Wortfragmenten den Tänzern wie Arbeitsmaterial auf die Bühne geworfen, ist dann wieder Anfang oder Ende mancher Szene. Sein ebenso melancholischer wie hoffnungsvoller Refrain „Qué será será – whatever will be will be“ gibt dem Stück seine Färbung. In einem „One Week Stand“, also nur einer Woche intensivem künstlerischen Beisammenseins mit dem Kölner Ensemble hat Georg Reischl, ehemaliger Forsythe-Tänzer und derzeit Hauschoreograf beim Scapino-Ballett in Rotterdam, „Evening“ erarbeitet.

Eine Woche Produktionszeit ist unglaublich kurz. Umso erstaunlicher das Ergebnis: Reischl hat mit den Tänzern ein geschlossenes, inhaltlich nachdenkliches und doch herrlich unterhaltendes Tanzstück kreiert. Locker und leicht, amüsant und humorvoll wird mit den kindlichen Attitüden der Neugier, des Erstaunens, des Neckens und Spielens so unverkrampft und vor allem so tänzerisch umgegangen, dass es eine Freude ist. Ein papierner Rock, eine rote Clownsnase und eine Taschenlampe reichen aus, um den erzählerischen Gesten des Tanzes den kindlichen Rahmen zu setzen. Wenn sich die Tänzer aus einer Reihe einzeln nach vorn an die Rampe wagen, der eine zögernd, ein anderer forsch, der nächste verlegen, dann kann jeder von ihnen auch sein pantomimisches Können in diese amüsante Szene einbringen. Das kindliche Erkennen der Welt wird begleitet von Stille, von Schreien, von sanftem Klavierspiel und dumpfen Streicherklängen, ein Wechselbad der Stimmungen, ganz wie im wirklichen Leben.

Weitere Vorstellungen: 28./29. März, 20 Uhr, in der Schlosserei, Bühnen Köln

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