Ein Ermöglicher
Ein Nachruf auf Rainer Woihsyk
Eigentlich hätten es heute „The Rake‘s Progress“ und „Don Q“ in Zürich sein sollen. Stattdessen nun dieses koeglerjournal aus dem Stuttgarter Katharinenhospital. Kein Wunder, wenn es hier um medizinische Befindlichkeiten geht. Fall I: oe‘s rapider Kräfteverfall veranlasste eine plötzliche Hospitalisierung zwecks mehrtägigem Body-Check. Der geht nun hoffentlich bald zu Ende.
Fall II: die Alarmmeldung, dass Rainer Woihsyk, Vorsitzender der Stuttgarter Noverre-Gesellschaft Freunde des Balletts, in der für Mittwoch (also gestern) angekündigten Mitgliederversammlung die Auflösung der 1958 von Fritz Höver gegründeten Gesellschaft beantragen werde. Bei allen Verdiensten – vor allem in der Förderung junger Nachwuchschoreografen, die inzwischen weltweit Schule gemacht hat – hätte sich die ursprüngliche Initiative überlebt, zudem seien die Organisationsschwierigkeiten und finanziellen Engpässe so gravierend geworden – nicht zuletzt durch die kolossal ausgeweiteten professionellen Aktivitäten der Kompanie –, so dass sich Woihsyk nicht mehr in der Lage sah, alleine damit fertig zu werden.
Ein Schock durchfuhr die Stuttgarter Ballettwelt. Wie denn das, nachdem die Noverre-Gesellschaft gerade eben erst ihr fünfzigjähriges Bestehen gefeiert hat! Ein Schlaganfall – der offenbar gerade noch im letzten Moment aufgefangen werden konnte. Alle, wirklich alle meldeten sich augenblicklich mit Hilfsangeboten, die vor allem altgedienten Noverrianer aus der ganzen Welt – von Reid Anderson über Marcia Haydée, John Neumeier, Egon Madsen bis zu den Youngsters à la Christian Spuck, Marco Goecke und Lior Lev. Und als dann am Mittwoch das Ärztegremium zusammentrat, um zu beschließen, wie es denn weitergehen solle, einigte man sich auf die einzuleitenden Notrettungsmaßnahmen.
Gegenwärtig sieht es so aus, dass Goecke und Lev sozusagen als Oberärzte die schwierigsten nächsten Monate aus der Intensivstation überwachen werden. Jedenfalls hat der Patient die besonders gefährliche erste Nacht zufriedenstellend überstanden und man kann nun wieder hoffen, dass keine gravierenden Schäden zurückbleiben werden. Die Stuttgarter Ballettgeschichte aber ist wieder um ein neues Kapitel bereichert worden: ein Schlaganfall, dessen Folgen im letzten Augenblick konterkariert werden konnte. Auch dieses ein Beweis für die Professionalität des Stuttgarter Balletts!
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