Abschluss einer Ära
Mit den Hamburger Ballett-Tagen endet die Intendanz John Neumeiers
Vom Hamburger Ballettintendanten John Neumeier: „Durch ihren Tod verliert die internationale Tanzszene eine ihrer innovativsten Choreografinnen. Wie Isadora Duncan hat Pina Bausch alle in der Tanzszene aufgerüttelt und dazu gebracht, über die Ehrlichkeit der eigenen Arbeit nachzudenken. Wie bei Isadora Duncan kann ich mir auch für Pina Bausch keinen Nachfolger vorstellen.
Pina Bausch hat die Grenzen dessen, was man Tanz nennt unendlich erweitert und dadurch ein neues, ganz anderes Publikum für diese Kunst gewonnen. Ihre Choreografie zu Strawinskys ‚Le Sacre du Printemps’ – das Anbeten realer Erde – wird mir immer als einer der Höhepunkt des zeitgenössischen Tanztheaters im Gedächtnis bleiben.
Die heutige zweite Vorstellung der ‚Hommage aux Ballets Russes’ mit ‚Le Sacre du Printemps’ in Millicent Hodsons Version, die durch Vaslaw Nijinskys Originalchoreografie von 1913 inspiriert ist, widme ich Pinas Andenken. - Wir haben beide im gleichen Jahr begonnen, unsere Compagnien, basierend auf eigenen Choreografien, aufzubauen. Wir haben uns nicht sehr oft gesehen, einander aber sehr respektiert. Ich werde Pina Bausch sehr vermissen.“
Vladimir Malakhov zum Tod von Pina Bausch: „Die Welt hat eine der wichtigsten Choreographinnen verloren. Pina Bausch hat der Welt des Tanzes und der Choreographie neue Ideen gegeben. Sie war nicht nur eine großartige Tänzerin und Choreographin, sie war auch ein wundervoller Mensch mit einem großen Herzen. Ich bin glücklich und fühle mich geehrt, dass ich sie persönlich kennenlernen und auch einmal bei ihrer Gala in Düsseldorf tanzen durfte. Gern hätte ich in der Zukunft mit ihr zusammen gearbeitet.“
Von der Fotografin Ursula Kaufmann: „Pina Bauschs plötzlicher Tod macht mich sehr betroffen und traurig. Während der Proben zur Uraufführung 2009 vor wenigen Tagen durfte ich Frau Bausch als ganz besonders einfühlsam und mit großem Respekt für ihre Tänzer erleben. Das Foto habe ich dort am 09.06.2009 gemacht. Seit 1975 gehörte Pina Bausch zu meinem Leben. Sie wird mir sehr fehlen.“
Die Journalistin Katja Schneider „Anfang der achtziger Jahre habe ich Pina Bausch und ihre Kompanie zum ersten Mal live auf der Bühne gesehen. Man bemerkt, dass jemand älter wird, aber man glaubt, es habe keine Konsequenzen. Erst recht nicht, wenn die Beweise überragender Kreativität nicht abnehmen. Ich muss daran denken, wer – abgesehen von ihrer Familie, ihren Freunden und denen, die ihr nahestanden – von dem Tod Pina Bauschs betroffen und berührt ist. Es sind so viele. Ihr Tod erschüttert (nicht nur) die deutsche Tanzszene. Und ich muss daran denken, was es bedeutet, dass dieses bedeutende Künstlerleben ein paar Tage nach einer Premiere zu Ende gegangen ist. Ich frage mich, ob dabei die Disziplinierung des Tänzers, der Tänzerin, die sie in ihrem Werk so oft thematisiert hat, eine Rolle gespielt hat. Ihre Fragen werden fehlen.“
Bettina Wagner-Bergelt, Stellvertreterin des Ballettdirektors am Bayerischen Staatsballett „Wir sind tief erschüttert von der Nachricht von Pina Bauschs Tod. Noch vor kurzer Zeit waren Ivan Liška und ich in Wuppertal, haben die wunderbare Produktion „Für die Kinder von gestern, heute und morgen“ gesehen, in dem so viele ihrer „alten“ Tänzer tanzten - Dominique Mercy, Nazareth Panadero, Lutz Förster. Und mit ihr gesprochen und zu Abend gegessen, gemeinsam überlegt, welches Stück das Beste für München sei, über unsere Kinder geredet, denn das konnte man auch mit ihr.
Nun wird das Ensemble im April 2010 ohne sie Ivan Liška Einladung ins Nationaltheater folgen – es ist schwer vorstellbar. In vielen Ländern dieser Erde, die sie mit ihrem Ensemble bereist hat, ist ihre Arbeit Synonym für den zeitgenössischen deutschen Tanz geworden. Ich bin überzeugt, sie wird als eine der ganz großen Frauen und ganz großen Künstlerinnen in die Geschichte eingehen. - Wir sind sehr traurig.“
Heinz Loigge, im Namen des Fachkollegiums des Gymnasiums Essen-Werden „Der Fachbereich Tanz trauert um eine der größten Künstlerinnen der Tanzwelt und verneigt sich in Dankbarkeit vor dem Lebenswerk dieser außergewöhnlichen Frau. Sie hat durch ihr Werk der gesamten Tanzkunst eine neue Richtung verliehen, die auch für die Ausrichtung der tanzpädagogischen Erziehung richtungsweisend ist. Den Mensch in den Vordergrund zu rücken, aus dem Künstler, dem Instrument Tänzer das menschliche, ihm innewohnende, ureigenste Talent herauszufiltern, es zu lesen und zu entwickeln, war die große Gabe der Pina Bausch, welche das Bild des Tänzers auf Generationen hinaus prägen wird. Dies ist Pina Bauschs Erbe an uns Tanzpädagogen, wir wollen es in Ehren und großer Dankbarkeit annehmen.“
Ben Van Cauwenbergh, Direktor des Aalto Ballett Theaters Essen „Wir sind tief betroffen von dem plötzlichen Tod der großen Künstlerin Pina Bausch.
Das Aalto Ballett Theater Essen hat seine gestrige Vorstellung im Gedenken an Frau Pina Bausch getanzt und von ihr Abschied genommen.“
Sasha Waltz, Choreografin von sasha waltz & guests „Liebe Pina, du warst die wichtigste Bezugsperson für so viele Tänzer, Choreographen, Regisseure, Bildende Künstler. Dein großes Herz und deine Neugier, deine tiefe Humanität, deine Offenheit hat Ausdruck gefunden in deiner Arbeit, deinen vielen unbeschreiblichen Stücken, aber auch in den letzten Jahren in deinem „Fest mit Pina“, wo du uns alle an deinen Tisch geladen hast, mit dir das Leben und den Tanz in all seinen Schattierungen zu feiern.
Ich versuche meinen Kindern zu erklären, wer du bist und kann nur sagen: Sie ist die Mutter des modernen Tanzes. Danke. We have lost one of the most important artists of our time. Pina, wir trauern um dich.“ Sasha, Lyon, den 30. Juni 2009
Ballettdirektor und Chefchoreograph des balletts magdeburg, Gonzalo Galguera: „Wir sind tief betroffen und traurig über den plötzlichen und unerwarteten Tod Pina Bauschs. Die Tanzwelt hat eine ihrer innovativsten und größten Choreographen verloren. Wir verneigen uns tief vor dem Geleisteten und werden sie als große Inspiration und Vorbild in Erinnerung behalten.“
Johannes Wieland und die TänzerInnen des Staatstheaters Kassel „Wir sind erschüttert vom plötzlichen Tod von Pina Bausch und werden sie schmerzlich vermissen. Durch ihre ergreifende Arbeit, immer verbunden mit der ihr eigenen warmherzigen Art, hat sie uns tief berührt.
Vielleicht sind wir uns bewusst, was wir durch Pinas Tod verloren haben - was verloren gegangen ist und nicht verloren werden darf – vielleicht aber auch noch nicht. Wahrscheinlich werden wir eine lange Zeit benötigen, um zu verstehen was passiert ist - nicht nur an jenem traurigen Dienstag, sondern auch im Blick zurück auf die letzten Jahrzehnte: es wird ein langes und nicht nur gedankliches Nachbeben von ihrem Werk geben. Mit dem Tod von Pina verliert der Tanz ein Vorbild, eine Wegbereiterin und einen außergewöhnlichen Menschen.“
„Du hast mich bewegt und ich versuche mich jetzt zu bewegen und kann es nicht.“
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