Wo Migranten, Handwerker und Naturwissenschaftler zusammen tanzen…

4. Folge des Bielefelder Laientanzprojekts „Zeitsprung"

Bielefeld, 04/06/2010

Mit dem Laientanzprojekt „Zeitsprung“ steht das Theater Bielefeld einzig da in der deutschen Theaterlandschaft. Vor vier Jahren aus der Überlegung entstanden, nach der Wiedereröffnung des sanierten Theaters neue Besucherschichten zu gewinnen, ist eine lokal überaus erfolgreiche, bundesweit vielbeachtete Aufführungsreihe gewachsen. Als Geburtshelfer konnte Tanztheaterleiter Gregor Zöllig damals Royston Maldoom gewinnen, der mit Zölligs zehnköpfiger Truppe in einem Workshop die Grundlagen tänzerisch-choreografischer Arbeit mit Laien erarbeitete und die Resultate der wochenlangen Proben der Tänzerinnen und Tänzer mit Kindern, Lehrern, Eltern und Senioren zu einer einstündigen Choreografie auf Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ bündelte. Auf den weiteren Weg gab er Zöllig die Empfehlung mit, sich nicht zu wiederholen und schon gar nicht das große Berliner Vorbild zu kopieren.

Zölligs Konzept ist originell, das Ergebnis immer wieder verblüffend neu und begeisternd. Jeweils zu einer eigenen, aktuellen Produktion des Tanztheaters Bielefeld entsteht eine Variante mit Laiengruppen zu einem speziellen Thema, für das auch die unterschiedlichen Gruppen passend zusammengestellt werden. Der 4. „Zeitsprung“ bezieht sich auf Zölligs Dreiteiler „Am Puls des Lebens“ zu drei sehr unterschiedlichen Kompositionen des Minimalisten John Adams. Da lag das Stichwort „Gegensätze“ nahe.

Aber „Minimal – Maximal“ bedeutete nicht einfach dicke und dünne, junge und alte Menschen. Sondern da standen plötzlich in gleicher „Uniform“ – dunkler Anzug, weißes Hemd, barfuß – 15 Männer auf der Bühne. Ob der eine mit Schuhen nun im Privatleben Naturwissenschaftler oder Handwerker ist, war völlig irrelevant. In rot-schwarz mischten sich Sportstudentinnen mit Seniorinnen. Jungen und Mädchen einer Realschule mimten in Cocktailkleidern und Nadelstreifenanzügen barfuß und mit bierernsten Gesichtern eine etwas andere Art von „Tanzstunde“…. Am kleinsten, aber vielleicht berührendsten fiel die Gruppe der Migranten aus. Im Grand Finale füllte die ganze fröhlich-bunte „Kompanie“ aus 75 Menschen die Bühne.

Zusammenrücken hieß es für die Philharmoniker im Orchestergraben: unter der wohlwollend umsichtigen Leitung von Leo Siberski musizierten auch Jugendliche der Städtischen Musik- und Kunstschulen mit. Die Stehenden Ovationen bei der ersten von sechs Vorstellungen waren vorprogrammiert.

www.theater-bielefeld.de

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