Pina und die Große Mauer

Reisesplitter aus Peking

Peking, 23/07/2010

Meine Ausstellung „Absolut Pina“, 2008 für das Tanzmuseum Stockholm konzipiert und in der Folge auch in Kopenhagen, Luxemburg und Santiago de Chile zu sehen, wurde nolens volens nach dem überraschenden Tod von Pina Bausch zu einer Gedächtnisausstellung. Das Goethe-Institut Peking wollte der großen Choreografin und Theatererneuerin mit einer Filmreihe und meiner Ausstellung „Absolut Pina“ zum ersten Todestag Tribut zollen. Drei Tage nachdem sich ihr Todestag zum ersten Mal gejährt hatte, wurde die Ausstellung am 3.7.2010 im I Iberia Center for Contemporary Art eröffnet. Zieht man in Betracht, dass das Tanztheater Wuppertal bis dahin nur ein Mal im Jahr 2007 in Peking gastiert hatte, so muss einen die große Resonanz erstaunen.

Als Fotograf, der sich eine Legende zum Thema wählt, muss man natürlich damit rechnen, dass das Sujet mehr Aufmerksamkeit heischt als die mediale Interpretation desselben. Und dennoch bezog sich die Neugierde, die der Ausstellung entgegengebracht wurde, mehr auf das Medium Fotografie als auf die Person Pina Bausch. (Klar musste ich eins ums andere Mal den Hinweis geben: „Das kann ich leider nicht für Pina Bausch beantworten, da ich nicht ihr Stellvertreter auf Erden bin.“) Mein Vergleich mit dem René-Magritte-Gemälde „Ceci n'est pas une pipe“ wurde allerdings immer gleich verstanden. Die so naturgetreu gemalte Pfeife ist eben keine Pfeife, sondern das Abbild einer Pfeife. Und ein Foto von einem Stück von Pina Bausch ist eben nun mal nicht das Stück selbst, sondern dessen Transformation in ein anderes Medium. Die Veranstalter (das Spanische Kulturinstitut zusammen mit „Goethe“) hatten sich für die Vernissage eine Live- Tanzperformance im Ausstellungsraum ausgedacht. Ein paar Tänzer improvisierten also entlang der Fotos (molto espressivo) und da konnte es auch schon mal vorkommen, dass einer, selbstvergessen und von der eigenen Inspiration davongetragen, mit seinen feuchten Schwitzehänden Halt an den Bildern suchte. Mein kräftiges Räuspern war zum Glück Signal genug, die verantwortliche Choreografin zu alarmieren, um den Tänzer aus seiner kreativen Trance zu befreien.

Die Ausstellung musste auch als Inspirationsquell für einen Modefotografen und sein hübsches Modell herhalten. Die Sequenz aus „Agua“ (mit Melanie Maurin) hatte es den beiden besonders angetan. Immer wieder versuchte die hübsch gestylte Chinesin, Melanie nachzueifern.
Ansonsten begegnete ich während meiner Zeit in Peking wenig, was mit Tanz zu tun hatte. Das „Grand Jeté“ in einer Kunstgalerie war da fast schon fette Beute.

Ehe ich dann, nach getaner Arbeit, ins Landesinnere aufbrach, blieb zum Glück noch ein wenig Zeit, einige Sehenswürdigkeiten in und bei Peking zu besichtigen. Auf dem Ausflug zur Chinesischen Mauer nahm ich Pina mit. Welch geglückte Kombination, zwei Monumente: Pina und die Große Mauer.
 

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