Schulgeschichte im Streifzug

Palucca Schule Dresden steht noch auf dem Deckel zu dem Bündel Postkarten, das der Verein der Freunde und Förderer der Palucca Schule Dresden e.V. jüngst herausgegeben hat. Seit 1. Dezember trägt jenes 1925 von der bedeutenden Ausdruckstänzerin Gret Palucca gegründete Institut einen aufwertenden Namen. Palucca Hochschule für Tanz Dresden heißt nun stolz der neue Campus, der gegenwärtig 200 Schülern und Studierenden aus 23 Nationen rund um den Globus das Tor zum Tanz öffnet. Zum 85. Geburtstag einer stilistischen Debatten und politischen Wirrnissen ausgesetzten Lehreinrichtung zieht der Förderverein fotografisch Bilanz, macht so komprimiert Veränderungen sichtbar und will helfen: Der Reinerlös der Edition unterstützt Schulprojekte und fließt damit wieder an die Studenten zurück.

Am Anfang des Albums steht freilich ein Foto Paluccas mit einem ihrer gewaltigen Sprünge. Das war 1930, fünf Jahre nur nach der Schulgründung. Im selben Jahr sieht man sie umringt von ihrer - ausschließlich weiblichen – Tanzgruppe, 1935 posiert sie für ein Autogrammbild: mit Unterschrift. Zwei Dekaden später stehen Studenten vor dem heutigen Altbau Basteiplatz, demonstrieren am 1. Mai mit der Meisterin für ein ganzes einiges Deutschland, so auf dem Transparent zu lesen. Dann Bilder vom großen Komplex Ausbildung. Noch mit einer energetischen Palucca selbst, Neuer Künstlerischer Tanz nennt sich da bereits, was sie lehrt, oder in Debatte mit einem ihrer Pianisten. Ein Schnappschuss auch vom Fach Folklore mit einem ungarischen Nationaltanz; in den 1960ern Unterricht im Klassischen Tanz, Probenmomente, Auftritte im barocken Dresdner Zwinger während der Weltfestspiele; in den 1970ern Spielspaß einer 1. Klasse mit Palucca und Sprungstudien der Jungen einer 7. Klasse ganz im Stil ihrer Lehrerin. Wieder ein Jahrzehnt später Palucca mit Mops-Hündchen und Kindern beim Spaziergang im Großen Garten unweit der Schule; 1996 Hanne Wandtke mit Studenten bei einer Improvisation.

Nach diesen 17 historischen Schwarz-Weiß-Fotos geht’s strikt in die Gegenwart und das Jahr 2006. Jason Beechey ist da, nach En-no Markwarts langer Amtszeit, neuer Rektor der durch einen Neu-bau erweiterten Hochschule. Bestechende Fotos in Farbe halten nun das Schulleben fest. Das Niveau im Klassischen Tanz legt zu, im Modernen Tanz wendet man sich, bei allem Respekt vor Paluccas Aufbauleistung, zeitgemäßen Techniken zu. Improvisiert wird bei der jährlichen Tanzwoche am Strand von Hiddensee zwischen Steinen, sogar im Pariser Louvre. Getanzt wird in der Semperoper, festlicher Ort der meisten Matineen zum Schuljahresabschluss, auch im Tutu, was der Meisterin wohl weniger zugesagt hätte. Die Zeiten aber haben sich verändert. Ihren 108. Geburtstag feiert jedenfalls eine große Performance. Zwei Fotos der Schulgebäude, alt und neu, beenden den Streifzug durch das Auf und Ab einer Ausbildungseinrichtung, die sich offenbar wieder stark im Auf befindet.

Verein der Freunde und Förderer der Palucca Schule Dresden e.V.: „85 Jahre Palucca Schule Dresden“, 30 Postkarten, 2010, erhältlich in Dresdner Buchhandlungen und direkt über: Palucca Hochschule für Tanz, Basteiplatz 4, 01277 Dresden