Leitungswechsel
Katharina Christl übernimmt Leitung der Palucca Hochschule Dresden
Dresden Frankfurt Dance Company und Bachelor-Studierende der Palucca Hochschule für Tanz Dresden mit „Join“ in Dresden Hellerau
Getroffene Hunde bellen? In aufgeheizten Situationen, unter gereizter Stimmung prallen die Meinungen aufeinander und ein Austausch ist unmöglich. Genau das zeigt die erste Szene von „Join“, dem Großprojekt der Dresden Frankfurt Dance Company im Festspielhaus Hellerau. Aggressiv stehen sich die Tänzer*innen in zwei Gruppen gegenüber und bellen sich in ohrenbetäubendem Lärm an. Black. Nur ein kurzer Moment, aber ein desto stärkerer Auftakt.
Mit den Tänzer*innen der Company gemeinsam steht hier der komplette Bachelor-Studiengang der Palucca Hochschule für Tanz Dresden auf der Bühne. Soll heißen: insgesamt fast 70 Beteiligte. Und was der künstlerische Leiter Ioannis Mandafounis für diese große Gruppe entworfen hat, ist eine lose Abfolge mal längerer, mal ganz kurzer Szenen, einige davon nur Bilder, Aufnahmen eines Momentes. Zusammengehalten wird dieser Bogen durch einen entspannten Klangteppich von Emanuele Piras, Tänzer der Company. Von einem weiteren Tänzer, Thomas Bradley, stammen die Kostüme, für die er Hemden einem Upcycling unterzogen und in ganz neue Formen gebracht hat.
Herantasten, ausprobieren
Grundlage des Bewegungsmaterials ist hier die eigens von Mandafounis entwickelte Improvisationstechnik. Die ist den Studierenden in einem Crash-Kurs beigebogen worden, und was sie daraus machen, beeindruckt in voller Länge. Egal, ob in Solo, Duos oder größeren Gruppen, der Wille und die Fähigkeit zum individuellen Ausdruck sind nicht zu übersehen. Genau das, das Individuelle, ist es auch, das diese Technik unbedingt in den Vordergrund stellt. Den Titel „Join“ nimmt Mandafounis dabei wörtlich. Alles ist ein Versuch, sich einander anzunähern, heranzutasten, auszuprobieren. Fast möchte man sagen: Hier wird nicht getanzt, es ist eher der Versuch, es zu tun.
Die Tänzer*innen der Dresden Frankfurt Dance Company sitzen in einer Reihe auf einer langen Bank, direkt vor der ersten Reihe des Publikums und schauen den Studierenden beim Tanzen zu. Einzeln erheben sie sich, mischen sich unter die Tanzenden, machen mit, probieren selbst aus und setzen sich wieder. Genau durch diese räumliche Anordnung gibt es auch im Saal keine Abgrenzung zwischen dem Publikum und der Performance auf der Bühne. Auch das ist ein grundlegender Ansatz von Mandafounis: Er möchte das Publikum in jede seiner Arbeiten einbeziehen. Das tut er auch durch den Einsatz des Lichtes, das keine vierte Wand aufbaut sondern den Zuschauerraum mit einbindet. Am intensivsten fällt dabei eine Szene aus, in der gar nichts geschieht. Die Bühne ist leer, und das Licht taucht den gesamten Saal, Bühne und Zuschauerraum, in eine alles zusammenfassende Stimmung. Man kann sich der Einladung „Join“ also gar nicht entziehen.
Ansatz der Klimaneutralität
Entstanden ist die Idee für dieses Experiment mit so vielen Beteiligten auch in Verbindung mit einer Förderung durch den Fonds Zero der Kulturstiftung des Bundes. In dem Versuch, einer Klimaneutralität für diese Produktion so nahe wie möglich zu kommen, sind alle möglichen Aspekte mehrfach durchdacht und neu gefasst worden. Ein entscheidender Teil dessen ist auch der Cast: Für die Vorstellungen von „Join“ in Frankfurt im Oktober wird nicht etwa der gesamte Bachelor-Studiengang dorthin verfrachtet. Stattdessen erarbeitet das Ensemble in Analogie zu Dresden vor Ort eine neue Version mit den Studierenden der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. Auf diese Weise kann das Stück auch touren. Paris und London stehen schon auf dem Plan.
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