Tanzbotschaften aus einem fernen Land

Das National Theater of Korea mit „Soul. Sunflower”

oe
Ludwigsburg, 14/10/2010

Da ist dem Leiter der Kulturgemeinschaft Stuttgart ein glänzender Coup geglückt! Abseits von den ewigen Wiederholungen mit den Kompanien von Eifman, Bigonzetti et cetera, hat er diesmal für die alljährliche herbstliche Saison im Forum am Schlossgarten das Nationaltheater aus Seoul für zehn Vorstellungen nach Ludwigsburg geholt. Mit dessen Produktion von „Soul, Sunflower“ (Seele, Sonnenblume“) hat es bei seinem Europa-Debüt auch diejenigen überrascht, die glaubten, von früheren Gastspielen der Truppen von den Philippinen, aus Indonesien, Bali und Indien, aus Japan, China und Taiwan halbwegs über die fernöstliche Tanzkultur informiert zu sein (ganz zu schweigen von unserer Stuttgarter koreanischen Sonderbotschafterin Sue Jin Kang). Und so ließen wir denn im ersten Teil des zweistündigen Programms zunächst einmal durch die Tänze der Schamanen unsere Seelen reinigen, suchten wir nach unseren spirituellen Wurzeln, um dann, so präpariert, im zweiten Teil mit den Ahnen und den Geistern rituell zu kommunizieren.

Da wechselten höfische Tänze und unglaublich reiche Fächertänze mit rituellen Handlungen, die Frauen mit ihren offenbar knochenlosen Wirbelsäulen und die Männer mit ihren kraftvoll auftrumpfenden Sprüngen und martialischen Koketterien. Und bewirkten so, dass sich pure Magie ausbreitete, und wir als Zuschauer widerstandlos hineingezogen wurden in den Bannkreis ihrer Beschwörungen. Wie eine Droge wirkten die fünf beteiligten Musiker vom Ensemble SaltaCello mit ihrem Klangenvironment von Klavier, Cello, Saxophon, Kontrabass und Schlagzeug, und lieferten so die Triebkräfte für die gestenreiche Choreografie der Leiterin Jung-Hye Bae mit ihren sehnsuchtsvoll variierten Armfigurationen. Und das alles summierte sich in der changierenden Bühnenbeleuchtung zu einem die Sinne betörenden ästhetischen Spektakel, das es uns Uneingeweihten schwer machte, zu unterscheiden, was daran denn nun auf historischen und folkloristischen Traditionen beruhte, und was westliche technische Errungenschaften waren, wie sie dann im revueartigen Finale mit dem Konfettiregen und den Publikumsanbiederungen überschwappten. Auf jeden Fall war‘s eine fantastische Bereicherung unserer sonst lediglich auf die politischen Querelen zwischen Süd und Nord beschränkten Kenntnisse aus Korea.

 

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