Zarte, jugendfrische Poesie

„Helden“, ein Schultanzprojekt an der Münchner Winthirschule

München, 23/05/2010

Das muss unbedingt noch mal in der Münchner Schauburg gezeigt werden! „Helden“, ein Tanzstück auf den Spuren des berühmten Laientanz-Choreografen Royston Maldoom und des „Rhythm is it!“-Films. Schöner hätte man Maldooms Überzeugung von „Tanz als Lebenshoffnung“ nicht umsetzen können, wie es jetzt Johanna Richter und Volker Michl, beide Choreografie-erfahren, mit Mädchen und Buben aus der Münchner Winthirschule gelang.

Es ist ein in seiner zarten jugendfrischen Poesie sehr berührender Abend. Nicht nur, weil Johanna Richter und Volker Michl mit kleinsten Spielideen und einfachsten Bewegungen höchst sensibel eine echte kleine Choreografie geschaffen haben, die in keiner Sekunde die Schülerinnen und Schüler amateurhaft aussehen lässt. Sondern auch, weil beide hier achtzehn Jugendliche aus siebzehn verschiedenen Ländern (nur der Kosovo ist zweimal vertreten) zu einem wunderbar harmonischen Ensemble zusammenführen – einer großen multikulturellen Familie in lindgrünen Einheits-Outfits, die, alle Achtung, der Schüler Nemat Khodadadi genäht hat.

Die jungen „Tänzer“ schwärmen mehrmals von rechts und links aus den Kulissen, setzen sich in verschiedenen Posen auf Kisten, die sie im Raum auch verschiedentlich neu arrangieren, umgedreht dann auch zu kleinen Ruderbooten machen, am Schluss zu einer Wand auftürmen (schlicht-tolle Einfälle von Ausstatter Bjoern Wallbaum). Der darauf projizierte Film zeigt jeden, wie er Namen und Herkunftsland auf ein Stück Pappe schreibt. So erzählen sie, im Rhythmus der klug gewählten sanften minimalistischen Musiken, auch ihre eigenen „Helden“-Geschichten, von Flucht durch Wüste und übers Meer, von Ankunft und Suche nach einem Halt in der Gruppe. Momoh Kamara aus Sierra Leone singt ein trauriges Lied zu seiner Gitarre. Eine dunkelhäutige, anmutig vorüberwandelnde „Schamanin“ (aus Äthiopien?) webt geschmeidig einen Handstand-Überschlag ein. Und mitten in den bewegten Gruppenformationen, die mit Volker Michl als Lead-Tänzer auch schon recht kompliziert jazzig werden, wirbelt voller Enthusiasmus eine kleine Kopftuch-Ägypterin!

Die Integration, die der Verein mit Sprache fördern will (Initiatorin Winthirschule-Lehrerin Monika Schulte-Rentrop), ist hier rundum geglückt. Dass das Projekt so professionell über die die Rampe kam, verdankt sich auch der spontanen Kooperation von Münchens Theater der Jugend, das in seiner Arbeit immer wieder dem Tanz eine wichtige Rolle einräumt.

 

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