Alles wieder gut?
Berliner Senatsverwaltung rehabilitiert nun auch Ralf Stabel in der Causa Staatliche Ballettschule
Katharina und Glauber tanzen in der Gala der Staatlichen Ballettschule Berlin
Wenn sich Montag und Dienstag Abend der Vorhang in der Komischen Oper öffnet, steht nicht das angestammte Ensemble des Hauses an der Behrenstraße auf der Bühne. Die Szene mit ihrer Steigung, günstig für gute Sicht, Herausforderung für angehende Künstler, gehört an diesen zwei Abenden den Tänzern von morgen. „Die Zukunft beginnt jetzt!“ heißt jene mehrteilige Produktion, mit der sich beinah alle Schülerinnen, Schüler und Studierenden der Staatlichen Ballettschule Berlin dem Publikum vorstellen. In intensiven Probenmonaten haben sie ein Programm einstudiert, das die erlernten Tanzstile vorstellt. Gemäß dem Schulkonzept „Tradition bewahren, Neues wagen“ beginnt es mit den Jüngsten: In der „Kindermazurka“ des russischen Altmeisters Marius Petipa zeigen sie, dass sie sich bereits bestens im Raum orientieren können. Den Größeren ist ebenfalls aus russischer Hand Michail Fokins „Chopiniana“ zugewachsen, ein Traumbild um einen jungen Poeten, dem als Nachklang der Romantik sylphidenhafte Wesen erscheinen. Fulminant zurück in die Gegenwart holt Robert Norths Dauerbrenner „Troy Game“, eine witzige Reminiszenz an antike Ertüchtigungsrituale für die Jungen. Der Finalbeitrag des Abends ist eine Originalproduktion der Schule. Von Larisa Dobrozhan, einer russischen Pädagogin, stammt die Choreografie, inszeniert hat Gregor Seyffert, der künstlerische Leiter. Zu Maurice Ravels „Bolero“, Hit im Repertoire klassischer Musik, zeigen sie, wie aufregend die Ausbildung zum Tänzer verlaufen kann, vom den ersten Schritten bis zum bühnenreifen Auftritt. Mehr als 90 Kindern und Jugendlichen bietet das Tanztableau reiche Aufgaben und besticht zudem durch szenische Effekte.
Auch Katharina Nikelski und Glauber Mendes Silva wird man darin sehen. In Salzburg geboren, wohnte Katharina im Berchtesgadener Land, hat gern gesungen und getanzt. Das führte sie in mehrere private Tanzschulen, für die sie Wettbewerbspreise errang. Da wurde ihr klar: Im Tanz ist sie richtig. Nach Aufnahmetests in verschiedenen renommierten Schulen entschied sie sich: „Berlin war mir die sympathischste, Lehrer, Leute, Feeling und dass Theorie und Praxis im selben Objekt unterrichtet werden.“ Schon im dritten Jahr lernt sie hier, gilt als hochbegabt, fühlt den damit verbundenen Druck, die hohen Erwartungen an sie, hat auch die andere Seite erlebt, Neid, Eifersucht. Emotionen ausdrücken und etwas darstellen, das gefällt ihr am Tanz und dass man nie am Ziel ist, es immer etwas zu verbessern gibt. Nach der Schule träumt sie von einer Karriere als Solistin, gern im Ausland, vielleicht London. Parallel zur Ausbildung im Tanz möchte sie das Abitur erwerben, liebt Sprachen, könnte sich ein Studium zur Dolmetscherin vorstellen, wenn es nicht als Choreografin oder Ballettmeisterin klappt.
Weit länger war Glaubers Weg nach Berlin. In seiner Heimatstadt Brasilia nahm ihn eine Freundin einfach zur Aufnahmeprüfung für Tanz mit – zu seiner Überraschung wurde er angenommen. Gut fünf Jahre lang erlernte er in diesem nachmittäglichen Sozialprojekt für Kinder aus armen Verhältnissen die Grundlagen des Balletts. Geleitet wird es von Edna Azevedo, Pädagogin an der Staatlichen Ballettschule, und ihrer Mutter. Mit Hilfe eines Stipendiums konnte er sich an der Berliner Schule bewerben, ist seit einem reichlichen Jahr Student hier, spricht mittlerweile exzellent Deutsch und gehört zu den Hoffnungsträgern. Anfangs habe er sich geschämt, aus einem fremden Land, ohne Kenntnisse der Sprache, fern auch von der Familie: „Sechs Monate waren wir nur über Skype verbunden“. Seine Eltern sind stolz auf ihn, auch auf seine Goldmedaille beim TANZOLYMP, einem internationalen Festival. „Tanz ist intelligent“, findet er, „man braucht den geeigneten Körper, Musikalität, Ausstrahlung.“ Auch ihn zieht es nach Ausbildung und Abitur nach London, auch er liebt Sprachen, würde das später gern unterrichten. Zunächst jedoch präsentiert er sich, gemeinsam mit Katherina und vielen anderen Talenten, im „Bolero“.
4., 5.6., Komische Oper Berlin, Infos unter www.ballettschule-berlin.de
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