„Warten auf die Unterwelt“ und „Aus der Leere #2“

Neues auf der Linie 08 in Hellerau

Dresden / Hellerau, 12/03/2012

Nein, lange wartet die Tänzerin Annette Lopez Leal nicht im Nancy Spiro Saal des Hellerauer Festspielhauses auf ihren Besuch aus der Unterwelt. Ein paar Bewegungen in den Versatzstücken des Zeitgenössischen Tanzes, für dessen Vermittlung sie an der Palucca Hochschule für Tanz in Dresden neuerdings mit zuständig ist, ein paar Blicke zu den Türen des Saales und schon ist der stille Besucher da. Der Wiener Puppenspieler und Performancekünstler Christoph Bochdansky tritt auf, sagt nichts, setzt sich auf einen Stuhl und dem brechen die Beine weg. Er wechselt den Ort im Raum, stellt den Stuhl wieder auf, nimmt Platz, bis sich das kleine Malheur wiederholt. Die Tänzerin tanzt weiter, dazu Klänge vom Kronos Quartett, aus „Beatitudes“ von Vladimir Martynow und von Steve Reich aus „Pendulum Music“.

Dann verwandelt sich der Gast in einen allerliebsten Nachtmahr, dazu streift er ein Gewand in schwarz mit etwas Revueglitzer über, auf der einen hochgestreckten Hand führt er den possierlichen Kopf des freundlichen Geistes und auch die mächtige Pranke mit großen Krallen an der anderen Hand flößt keine Furcht ein. Die Tänzerin scheint ihren Gast zu mögen, am Ende haben die Protagonisten die Rollen getauscht, sie lebt mit ihrem Nachtmahr und er hat seine Schuldigkeit getan, schon vergessen ob der Stuhl jetzt hält oder noch einmal zusammenbricht. Das ist eine gute Viertelstunde als freundliches Satyrspiel nach den vorangegangenen Spielen im Gruselkabinett von Peeping Tom.

Ka Dietze, Josefine Schönbrodt und Jo Siamon Salich präsentieren anschließend im leeren weißen Jaques Dalcroze Saal ihr weißes Tanztheater mit der roten Puppe im interaktiven Bühnenraum als erweiterte Fortsetzung einer Produktion, über die hier ausführlich anlässlich der Uraufführung im Mai 2011 berichtet wurde. Jetzt ist das Spiel zwischen Puppe und Menschen erweitert worden, es sind einige Kombinationen zwischen Mensch und Materie hinzu gekommen aber die Stringenz der ursprünglichen Knappheit ist auch ein ganz klein wenig verloren gegangen. Das kann sich ändern, vielleicht gibt es ja eine Fortsetzung dieser bemerkenswerten Arbeit der „TanzBildBeziehungen“, die aus der Leere kommt und dahin zurück führt, aber eben nicht so, dass man nach einer halben Stunde den Raum mit dem Gefühl der Leere verlässt, ganz im Gegenteil.

 

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