Richard Wherlock
Richard Wherlock

Basel feiert seinen Ballettdirektor

„15 Jahre Ballett Theater Basel mit Richard Wherlock“

Richard Wherlock wird gefeiert, ein Kulturaustauschprojekt mit Korea bringt Gäste aus Seoul und das Basler Publikum ist sichtlich stolz auf sich.

Basel, 03/04/2016

Das Basler Theater scheint bis auf den letzten Platz gefüllt zu sein, die Stimmung ist gut, das Programm lang. Seit 15 Jahren leitet der Engländer Richard Wherlock nun schon das Ballett am Theater Basel und das ist ein Grund zum Feiern! Gerade in so unbeständigen Zeiten wie heute, in denen das Arbeitsleben immer mehr durch Flexibilität, Kurzzeitverträge und eine hohe Mobilität gekennzeichnet sei, wie der Intendant des Theaters Andreas Beck in seiner kurzen, gut gelaunten Eröffnungsrede betont. Es wird nicht lange geredet, man geht vielmehr gleich in medias res, der Vorhang hebt sich und ein Ausschnitt aus Mauro Bigonzettis „Rossini Cards“ eröffnet den Reigen von 20 Choreografien und -ausschnitten, die nicht nur einen Querschnitt von Wherlocks Arbeit zeigen, sondern auch die Vielseitigkeit der Repertoires der Kompanie unterstreichen. Und genauso entspricht es wohl Richard Wherlock, der in kurzen Videoporträts (Sulamith Ehrensperger, Andreas Guzman) als äußerst lebendiger, humorvoller, kreativer und im ganzen Wortsinn bewegter Mensch vorgestellt wird. Wenn dann noch T. Rex’ „Cosmic Dancer“, vor allem bekannt aus dem Film „Billy Elliot – I will dance“, erklingt, ist die Persönlichkeit Wherlocks auf den Punkt gebracht. Dass kritische Untertöne in den kurzen Videoeinspielungen fehlen und alles vielleicht etwas zu perfekt und enthusiastisch wirkt, ist an einem Abend wie diesem sicherlich erlaubt.

Dramaturgisch klug zusammengestellt fügen sich in der zweiteiligen Gala Werke von Wherlock ohne Probleme an Choreografien von Johan Inger, Ed Wubbe, Alexander Ekman, Christopher Bruce, Rami Be’er und Stephan Thoss. Ein choreografischer Höhepunkt ist sicher das Duett aus Jiří Kyliáns „27’52“, wunderbar getanzt von Camille Aublé und Jorge Garcia Pérez. Ebenso beeindruckend und von gleicher Detailfreude und Konzentration ist James Jeons „Voice in the wind“, das dem Kulturaustauschprojekt „MOVES“ zu verdanken ist. Dieses einjährige Austauschprogramm (2015-2016) zwischen dem Ballett Theater Basel und dem Seoul Ballet Theatre of South Korea brachte nicht nur die TänzerInnen der beiden Kompanien zusammen, sondern bereitete auch den Boden für Jeons Choreografie und Richard Wherlocks „Snip Shot“ für das Seoul Ballet Theatre, an diesem Abend getanzt von der Kompanie aus Korea. Zu Johann Sebastian Bachs Cellopartiten kreiert Wherlock ein abstraktes Werk, verschiedene Paare kommen und gehen, finden vorsichtig zueinander oder scheinen sich aneinander zu reiben. Musikalisch sehr detailliert umgesetzt, wie alle von Wherlock gezeigten Arbeiten - die Auswahl sehr tänzerischer Musik und der enge Bezug zwischen Bewegung und Musik scheinen ein wichtiger Bestandteil seiner Stücke zu sein –, fällt es doch aus dem Rahmen. Denn da tauchen Titel auf wie „Romeo und Julia“, „Snow White“, „Traviata – Ein Ballett“ und „Carmen“ - die große Themen der Literatur- und Operngeschichte erzählen. Narrativ sind nicht nur die Themen, sondern auch die Umsetzung ist - soweit sich das aus den verschiedenen Ausschnitten ableiten lässt - eher linear, erzählend und bildlich. Das scheint gut anzukommen, denn die Auslastung des Balletts in Basel ist sehr gut und in den kurzen Interviews betonen Wherlocks KollegInnen immer wieder dessen Talent den Tanz ‚zugänglich’ zu machen, und Ballett überzeugend als ‚coole Sache’ zu präsentieren.

Dass sich Richard Wherlock und sein Publikum wirklich mögen, wird auch an diesem Abend deutlich, wenn sich Andreas Beck bei dem Basler Publikum für seine Treue bedankt, wenn Richard Wherlock alle Zuschauer einlädt, nach der Vorstellung seine Gäste zu sein, und wenn in den Pausengesprächen eine enge Verbundenheit mit dem Ballett und ‚ihrem’ Richard Wherlock bei den Baslern zu Tage tritt. Und so nehmen die meisten die Einladung auch gerne an und feiern nach der fast vierstündigen Gala bei Buffet und Big Band auf der nun für Alle freigegebenen Tanzfläche nicht nur Richard Wherlock und das Ballett Theater Basel, sondern auch sich selbst: das Publikum.
 

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