Handschriftenkunde
Jubiläum der Wigman-Schule
Der Verein Villa Wigman für TANZ e.V. Dresden hat einen entscheidenden Schritt geschafft
Die freie Szene Dresdens bemüht sich um Aufarbeitung der Tanzgeschichte und den Ausbau vorhandener Strukturen zu Stärkung, Entwicklung und Vernetzung aller freien Produzenten in der Stadt. Jetzt nimmt die Sache Fahrt auf: Der Stadtrat hat den Kauf der ehemaligen Wigman-Villa beschlossen.
Die Entscheidung hätte eigentlich schon viel früher fallen sollen. Am 17. August stand das Projekt dann aber doch endlich auf der Tagesordnung der Stadtratssitzung. Beschlossen werden sollte der Ankauf der ehemaligen Villa von Mary Wigman in der Bautzner Straße 107, die ihr Lebensort und seit 1920 Adresse ihrer Schule war. 36 Ja-Stimmen standen 23 Nein-Stimmen gegenüber, bei zwei Enthaltungen. Damit stehen die Chancen gut, dass wieder Tanz in die alten Mauern einziehen kann. Die Besonderheit an der Entscheidung ist, dass explizit festgeschrieben wurde, mit dem Verein über die Sanierung und Betreibung des Objektes als Produktions- und Probenhaus für freien Tanz und freie darstellende Künste in Verhandlung zu treten.
Unter dem Namen „kleine szene“ war das Haus lange Jahre Spielort der Semperoper und diente zuletzt noch als Probebühne. Aber seit gut einem Jahr ist das Haus ungenutzt. Der Verein Villa Wigman für TANZ e.V. gründete sich zwar erst im April 2016, die Bemühungen um das Haus laufen aber schon länger. Mittlerweile hat der Verein auch ein Nutzungskonzept vorgelegt. Dieser sieht das Haus nicht primär als Aufführungs-, sondern vielmehr als Produktionsstätte und Ort für den Austausch. Mit der Existenz einer Anlaufstelle könnte die freie Szene Dresdens besser auf der Landkarte des Tanzes in Deutschland positioniert werden. Im Idealfall würde das zum Einen Künstler nach Dresden locken, zum Anderen die hier arbeitenden in der Stadt halten. Die Voraussetzungen sind gut: Der Verein erhält unter anderem eine Förderung durch die letzte Runde des Tanzfonds Erbe.
Sichtbar wurden die Bemühungen des Vereins auch schon Ende Juni. Im Rahmen einer internen Arbeitstagung trafen sich Studenten der HfMDK Frankfurt/ M. und der Universität Leipzig mit Tanzschaffenden. Mit dabei waren auch die ehemaligen Wigman-Schülerinnen Katharine Sehnert und Irene Sieben. Auf dem Programm stand unter anderem, wie kann es auch anders sein, die Auseinandersetzung mit dem Wirken Mary Wigmans. Bemerkenswert war dabei auch die Sensibilität der Teilnehmenden gegenüber ihrer Rolle im Nationalsozialismus. Die Bereitschaft der Aufarbeitung dieses Kapitels existiert ganz klar.
Ergebnisse der kreativen Auseinandersetzung mit dem Tanzerbe Mary Wigmans werden Mitglieder des Vereins und assoziierte KünstlerInnen im September im Societaetstheater zeigen. Dann werden unter dem Titel „Dreieck, Kreis, Chaos“ vier Choreografien zu sehen sein, die befragen, was Mary Wigman und der von ihr entwickelte Tanzstil uns heute noch sagen können.
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