„Late Night Shuffle“ der Sebastian Weber Dance Company

„Late Night Shuffle“ der Sebastian Weber Dance Company

„Wetten dass..?“ fusioniert mit Steptanz

Sebastian Weber Dance Company zeigt „Late Night Shuffle“ als Live-Stream aus dem Leipziger Lofft

Die große Samstagabendshow ist zurück! Mit dem Format „Late Night Shuffle“ setzt die Sebastian Weber Dance Company die großen Zeiten von Kulenkampff, Elster und Gottschalk fort. Getanzt wird auch.

Leipzig, 18/04/2021

Pünktlich um 20:15 Uhr (!) startete am 17. April die zweite Folge des Formats „Late Night Shuffle“ live gesendet aus dem Leipziger Lofft. Und die Sebastian Weber Dance Company fährt groß auf: internationale Gäste, exklusive Tanzkunst, wilde Partyspielchen und natürlich tiefschürfende Interviews – allerdings alles ohne Gummibärchen. Auch eine Showtreppe fehlt, ebenso eine durchgehende Moderation, vielmehr kommen die Tänzer*innen der Kompanie abwechselnd zum Zug und machen ihre Sache sehr gut.

Für die Kompanie ist dieses Format ein wichtiges Schaufenster. Eigentlich hätten 2020 und 2021 viele Möglichkeiten geboten. Die in Leipzig ansässige international besetzte Kompanie hat sich dem zeitgenössischen Steptanz verschrieben und ist derzeit auf einer Erfolgsspur. Zuletzt hat sie mit „Cowboys“ den sächsischen Tanzpreis gewonnen und sowohl eine Konzeptionsförderung der Stadt Leipzig als auch eine Förderung der Kulturstiftung des Bundes im Rahmen von Tanzpakt Reconnect erhalten. Sie steht also auf stabilem Fundament und macht jetzt auch Fernsehshows im Stream, um so den Kontakt zum ihrem Publikum zu halten.

In dieser Ausgabe haben sie sich den spanischen Bodypercussionisten Jep Meléndez eingeladen, der zum Abschluss auch einen Ausschnitt aus seinem neuen Solo „Doble andante“ (Doppelgänger) zeigt: ein minimalistischer, bisweilen meditativ anmutender Gang durch Licht und Schatten, dem aber auf dem Bildschirm der Raum zur Entfaltung fehlt. Doch davor stehen die Höllen des Showformats in Form von Partyspielchen. In einem Quiz muss Meléndez im Wettstreit mit Samuel Vère, Tänzer der Kompanie, die Namen von Bewegungsfiguren aus der aktuellen Produktion „Touch“ erraten. Ob die von Michaela Pesce und Sebastian Weber gestaltete Bewegung jetzt „Waka-Waka“, „Booyakasha“ oder „Tons of Flesh“ heißt, ist tatsächlich ein munteres Ratespiel, ebenso wie die zweite Runde der „peinlichen Partyspielchen“ (so die Homepage), bei dem die beiden Gladiatoren mit verbundenen Augen Begriffe auf eine Flipchart malen. Am Ende ist es ein fairer Gleichstand.

Dass die Figuren aus „Touch“ stammen, ist denn auch kein Zufall, sondern dem Showcase-Charakter geschuldet. Eigentlich wäre die Produktion an diesem Wochenende im Lofft zu sehen gewesen, aber so gibt es immerhin einen längeren Ausschnitt, ein Interview mit Nicolai Kemeny und Helen Duff, die aus London zugeschaltet wird. Außerdem berichtet der Osteopath Patrick Bick über die heilende Kraft von Oxytocin, dem Hormon, das bei Berührungen im Körper ausgeschüttet wird. Touch selbst ist auch im Kontext der Kompanie etwas Besonderes, da ausgehend vom Steptanz barfuß und auf Sand getanzt wird. Ein mystisches Wischen im Sand gepaart mit Jazz-Musik.

Nach knapp einer Stunde Tanz, Gesprächen und purem Entertainment ist dann Schluss mit diesem bunten Strauß. Die gute Mischung aus Vorproduziertem und Live-Elementen überzeugt. Vor allem haben alle großen Spaß an dieser doch eher ungewöhnlichen Präsentationsform und das lässt hoffen auf weiteren spannenden Steptanz, wenn die Theater endlich wieder öffnen können.

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