Pflanzen als Inspirationsquelle
Das „Flower-Power-Festival“ in München zeigte eine Serie, die so gar nicht geplant war.
Angelika Meindl, Tobias Gremmler und Thomas Mahnecke präsentieren auf dem DANCE München neue Techniken zur Live-Virtualisierung von Tanz
Dots – Lines – Fibres – Dolls – Aqua.
Fünf Muster, fünf Konfigurationen, in die Tanz visuell übersetzt werden kann oder besser, die Tanz zur Gestaltung anstoßen kann. Das klingt unheimlich kompliziert und ist es in der Programmierung sicher auch. Angelika Meindl, Tobias Gremmler, und Thomas Mahnecke haben gemeinsam ein Tool entwickelt, das Tanz in Echtzeit virtuell visualisiert, wobei die fünf genannnten Modi verschiedenene Visualisierungsoptionen darstellen. Im Studio 1 der Muffathalle stellten die drei die Technik nun als dreißig minütige „Performance“ vor unter dem Namen „Tracing The Negative Space“ im Rahmen des DANCE München 2023.
All dieser komplizierte Hintergrund verfliegt wenn Federica Faini, ausgesttattet mit Bewegunssensoren im schwarzen Catsuit, auf der leeren Bühne und weißer Leinwand zu tanzen beginnt. Sie beginnt mit kleinen Bewegungen, die sich flirrend auf der Leinwand abbilden, manchmal erscheint es wie eine Silhouette, doch meistens enstehen große grafische Flächen. Bei den Punkten wirkt es als würde Faini in kraftvollen Bewegungen Energiestöße über die Leinwand jagen. Die Linien werden zu wirbelnden Flächen. Die spezielle Darstellung von Meindl/Gremmler und Mahnecke nutzt den Tanz zu füllenden Projektionen, nicht nur das augenblicklich Getanzte, sondern auch der Weg visualisiert sich, so dass wogende Wellen entstehen, in denen die durch den Körper ertanzten Projekten aufeinander prasseln. Oder der Körper explodiert in den Raum und treibt die Flächen auseinander. Am eindrucksvollsten gelingt das bei den Fibres, die einen dichten visuellen Teppich weben. Etwas aus der Reihen fallen dabei die Dolls, wo tatsächlich kleine Puppen erscheinen, die wie weiße eingewickelte Statuen aussehen und dann von Faini durch ihre Bewegungen manipuliert werden. Water projiziert Tropfen, die in Wasserflächen fallen, schafft und ist wohl das konkreteste Modell.
Dazu gibt es oriental angehauchte Elektronika mit wechselnden Motiven, je nach Modus, doch es bleibt der Gesamteindruck einer spannenden Leistungsschau einer neuen Technik, deren dramaturgische Möglichkeiten sicherlich an anderer Stelle ausbuchstabiert werden müssen. Die Sache mit der Virtualität im Tanz ist aber auf jeden Fall noch nicht zu Ende erzählt.
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