„Heat up” von Marie-Lena Kaiser

Gar nicht so heiß

„Heat up” von Marie-Lena Kaiser am Stadttheater Gießen

Wie lange muss man einander umarmen, bis man gleich warm ist, wird die Wadenmuskulatur schneller warm durch Dehnen oder durch Schütteln, wieviel Kleidung übereinander ist hilfreich bis endlich der Schweiß fließt und lässt sich das auch telepathisch bewältigen?

Gießen, 16/06/2024

Constantin Hechkeppel, Leiter der Tanzsparte am Stadttheater Gießen, lädt immer wieder Kolleg*innen ein, ihre Art des Tanzes oder Physical Theatres zu zeigen. Dieses Mal hat er Marie-Lena Kaiser geladen, die parallel zu ihm an der Folkwang-Schule Essen studiert hat. Die beiden sind auch schon mit einem gemeinsamen Stück getourt. Obwohl Kaiser als Tänzerin und Choreografin schon einige Routine hat und mehrfach ausgezeichnet wurde, studiert sie seit 2021 noch an der Universität Gießen, am Institut für Angewandte Theaterwissenschaften (ATW) im Studiengang „Choreographie und Performance“. Das jetzt in Zusammenarbeit mit dem Stadttheater und seiner Infrastruktur entstandene Stück „Heat up” ist ihre Master-Abschlussarbeit.

Generell ist Marie-Lena Kaiser in ihrer Arbeit an Gruppenprozessen interessiert, sie „erforscht Konzepte von Begegnung und Kollaboration zwischen Tänzer*innen, Zuschauer*innen, Raum und Musik mit einem tänzerischen, energetischen und spielerischen Ansatz.“  In ihrem neuesten Stück dreht sich alles um das Aufwärmen des Körpers, bevor es an die eigentlich tänzerische Arbeit geht. Das Team hat keinen Aufwand bei der Realisierung gescheut, nicht an theoretischer Unterfütterung oder technischer Ausstattung.

Was bislang Warm up hieß, wird hier zu Heat up, weil das spannender klingt. Tatsächlich geht es rein um den physikalischen Prozess und die Beobachtungen des eigenen Körpers. Diese werden dann prompt über Mikrofon in die Kopfhörer dem Publikum mitgeteilt. 

Das Stück ähnelt einer Versuchsanordnung: wie lange muss man einander umarmen, bis man gleich warm ist, wird die Wadenmuskulatur schneller warm durch Dehnen oder durch Schütteln, wieviel Kleidung übereinander ist hilfreich bis endlich der Schweiß fließt und lässt sich das auch telepathisch bewältigen? 

Das Ganze scheint für die fünfköpfige Gruppe und das Premierenpublikum, das vorwiegend aus Fachkolleg*innen bestand, ein großes Vergnügen zu sein. Für Nicht-Eingeweihte bleibt die Faszination allerdings rätselhaft, die 60 Minuten sind eher spannungsfrei. Da hilft es auch nicht, wenn am Ende alle mit-shaken dürfen. 

 

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