Funny Games mit Mozart
Fazil Say & Tanzcompany Gervasi im Tanzquartier Wien
Pianist und Komponist Fazil Say über sein Mozart-Tanz-Projekt, Salzburg, Orhan Pamuk, die EU
„Ich habe mit Tanz-Ensembles gearbeitet, mit Shen Wei Dance Arts in New York. Das war „Rite of Spring“. Das Istanbul State Ballet hat Musik von mir verwendet, auch ein modernes Ensemble aus Ankara. Aber das Wiener Projekt ist der erste Kompositionsauftrag für Tanz.“ Sagt der gefeierte und viel beschäftigte Pianist Fazil Say, der Zeit findet, „Mozart-two-6“ kurz vor der Premiere (1. Februar, Halle G) vorzustellen. Ausgedacht hat diese Koproduktion zwischen Mozartjahr und Tanzquartier Silvia Kargl, die den Virtuosen mit Elio Gervasi zusammenbrachte.
Der in Wien lebende Choreograf: „Wir haben einen kreativen Kompromiss gefunden. Mich hat auch Says Körpersprache am Klavier, vor allem die Bewegung seiner Hände, inspiriert. „Fazil Say schließt an die Mozart-Sonaten C-Dur KV 330 und A-Dur KV 331 mit der Uraufführung seines Quartetts „Patara“ für Klavier, Ney (Sufi-Blasinstrument), Sopran und Percussion an. „Mir ist bewusst, dass das eine Herausforderung für Gervasi ist. Mozart ist schwer zu choreografieren. Er bewegt die Seele. Das heißt aber noch nicht, dass er auch den Körper bewegt. Mozarts Atem in der Musik kann eine Schwierigkeit darstellen.“
OST-WEST
In „Patara“ entwickelt der Komponist aus dem Thema der Sonate 331 ein Melodram zwischen Ost und West, Frau und Mann. „Konfliktreiche dreißig Minuten, in die ich ein Andante eingebaut habe, ein Platz für Emotion.“ Bereits bei den Salzburger Festspielen kommt Fazil Says nächstes Klavier-Konzertheraus. „Sie heißt „Inside Serail“, ich meine damit die innere Welt. Mozart wird darin auch erscheinen. Ich bin dagegen, dass man technische Variationen über Mozart-Werke schreibt, das finde ich billig. Mozart ist eine Figur in unserem Leben, so sollen wir das sehen.“
Zwischen Ost und West will Say Brücken bauen. „Ich gebe viele klassische Konzerte in der Türkei. Es ist zirka ein Prozent der Bevölkerung, das sich für westliche Klassik interessiert. Das sind 700.000 Menschen.“ Ob die Türkei der EU beitreten soll? „Natürlich, aber bis es dazu kommt, wird es womöglich keine EU mehr geben.“ Dass er für den in der Türkei angeklagten Schriftsteller Orhan Pamuk mit einer Petition für Meinungsfreiheit eintritt, ist für Say selbstverständlich: „Die Türkei ist sehr nationalistisch geworden. Die Konflikte mit den Kurden, die alte Geschichte mit dem armenischen Massaker wollen viele Menschen nicht wahrhaben. Die Fakten müssen endlich ausgeforscht und öffentlich diskutiert werden.“
Link: Tanzquartier Wien
Mit freundlicher Genehmigung des Kurier
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