Das Unaussprechliche sichtbar machen
„Extra Life“ von Gisèle Vienne als österreichische Erstaufführung im Tanzquartier Wien
Milli Bitterlis „Verschleuderung des Ich“ im Wiener Tanzquartier
Wenn die Tänzerin Sabile Rasiti mit überbordendem Bewegungsantrieb wie eine tolldreiste Egomanin über die Bühne zuckt, scheint an diesem Abend immerhin eines klar zu sein: Der Stellenwert der Lust, an welcher Bewegung auch immer, ist ein immens hoher. Es geht um die neue, in vieler Hinsicht exaltiert wirkende Gratwanderung der Tänzerin und Choreografin Milli Bitterli. Im Tanzquartier Wien (Halle G) zeigt sie im Damen-Quintett unter dem Titel „Die Verschleuderung des Ich“ wie jeweils individuell erarbeitetes Bewegungsmaterial von den anderen übernommen, eigenwillig interpretiert und mit neuen Ideen weitergeführt wird.
Die Grundidee unterscheidet sich dabei kaum von einem traditionellen Rollenstudium. Einer hat in einer Art Autorenschaft etwas für sich entwickelt und gibt es dem nächsten weiter. Die Sprache ist jene des Körpers, die in Bitterlis „Verschleuderung“ allerdings von der Emotionalität nicht zu trennen ist. Im Klartext heißt das, dass Dolores Hulan, Sabina Holzer, Kroot Juurak, Rasiti und Bitterli aus einer kleinen Bewegungssequenz einen von immer heller werdender Fröhlichkeit dominierten Abend entstehen lassen, der gut und gern von Verzückung und Ekstase handelt. Das mag einem nach all den trockenen Jahren im künstlerischen Tanz seltsam vorkommen. Das Interessante daran ist, dass das Ensemble wiederholbares Tanzvokabular generiert.
Link: Tanzquartier Wien
Mit freundlicher Genehmigung des Kurier
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