Ein Welt-Entwurf

Vladimir Malakhov gastierte in „Giselle“ mit Svetlana Lunkina

Wien, 20/11/2006

In seinem Fall müsste das romantische Handlungsballett „Giselle“ umbenannt werden: Wenn Vladimir Malakhov, der leider nur noch selten an der Staatsoper auftritt, den sich durch Liebesverrat schuldig gemachten Herzog tanzt, ist dieser Albrecht ganz Zentrum des Geschehens.

Der 38-jährige Startänzer hat zu einer eindrucksvollen Reife gefunden, die es ihm erlaubt, über die herkömmliche Aufführungspraxis hinaus den gesamten Abend zu gestalten. Da geht es wohl auch noch um tanztechnische Finessen, die Malakhov geschmeidig ganz zu seinen Gunsten auslegt. Vielmehr noch durchwirkt er aber das inszenatorische Geschehen (Regie: Elena Tschernischova) mit einer Sinnhaftigkeit, die den Tanz zu dem macht, was er sein soll: zu einem Ausdrucksmittel feinsten Zuschliffs. So gesehen war die von ihm auserwählte Gastballerina Svetlana Lunkina (vom Bolschoi Ballett) zwar eine liebenswerte, zarte und technisch bemerkenswert einwandfreie Giselle. Eine kongeniale Partnerin aber, die freizügig mit gestalterischen Mitteln umgeht, kann sie wohl auch wegen ihrer Jugend noch nicht sein.

Vladimir Malakhov machte an diesem Abend die „Giselle“-Vorlage zu seinem Welt-Entwurf, dem auch die stark schwankenden Tempi des Dirigenten András Déri nichts haben anhaben konnten.

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

Kommentare

Noch keine Beiträge