Plädoyer gegen Rassismus im Tanz
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Das Bayerische Staatsballett tanzt im Cuvilliéstheater für den guten Zweck
Die Herz-für-Herz-Gala des Bayerischen Staatsballetts zu Gunsten der Lejeune-Stiftung war eine kleine Premiere: Erstmals seit langer Zeit trat die Kompanie wieder im Cuvilliéstheater auf. Das kleine, feine Rokoko-Schmuckkästchen adelte denn auch die einzelnen Programmpunkte, unter denen es viel Bekanntes gab. Einige echte Juwelen gab es allerdings auch zu sehen.
Statt Stars am laufenden Band präsentierte Ballettdirektor Ivan Liska viele jüngere oder aufsteigende Ensemblemitglieder. So tanzte Xavier Amo Gonzales eine bewegende „Chaconne“, der allerdings noch die letzte Reife – und damit Tragik – fehlte. Stephanie Hancox durchlebte Fredrick Ashtons „Five Waltzes in the Manner of Isadora Duncan“ mit überzeugender Hingabe. Das Stück eignet sich eigentlich für reifere Tänzerinnen und ist noch etwas zu gut von der mittlerweile transitionierten Sherelle Charge in Erinnerung. Als Höhepunkt der Shooting Stars brillierte aber Mai Kono: Die Japanerin tanzte die erste Ballerina in Leonid Jacobsons „Pas de Quatre“ mit herrlich altmodischer Frühlingsfrische und umwerfend romantisch-französischer Aura. Wegen einer Verletzung von Ilana Werner (sie hätte die vierte Ballerina getanzt) konnte das Stück leider nicht komplett gezeigt werden; die Solos der übrigen drei trotzdem zu bringen war goldrichtig.
Dennoch war der Unterschied deutlich: Höchste Kunst nach zeitlosem Maßstab brachten erst Ivan Liska und Lucia Lacarra auf die Bühne. Hans van Manens „The old Man and me“, ein Meisterwerk, wird ohnehin schon mit jedem Mal, das man es sieht, besser. Statt Judith Turos, die es sonst mit Liska tanzt, war nun Münchens Primaballerina in der weiblichen Hauptrolle zu sehen. Lacarra, die von den „Stars of the XXI Century“ (eine Art Lions Club für Ballett-Principals) eben erst zur Tänzerin des Jahrzehnts gekürt wurde, hätte in diesem gleichzeitig lustigsten und tragischsten Stück van Manens ihre überschäumende Vitalität teuer zu stehen kommen können. Es geht darin einzig um Liebe, wie sie über alles Körperliche hinaus die Zeit überdauert. Doch nachdem Liska und sie den ersten Teil als Slapstick fast schon übertrieben hatten, blühte sie im Bank-Pas-de-Deux zu fließender Ernsthaftigkeit auf. Es wurde einer der ergreifendsten Interpretationen, die das Staatsballett gesehen hat.
Auch zum krönenden Abschluss war es van Manen, der beklatscht wurde. Die Junior Kompanie des Staatsballetts, bestehend aus Schülern der Ballettakademie München, interpretierte sein Werk „In the Future“, wobei es den jungen Tänzern doch merklich an Entschlossenheit fehlte. Dank der rot-grünen Kostüme, der spektakulären Hebefiguren und der Musik von David Byrne fiel das aber nicht weiter auf. Und so endete auf der relativ kleinen Bühne des Cuvilliéstheaters, die hiermit die Tanzprobe bestanden hat, alles in Wohlgefallen.
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