Ein Fest der Symmetrie

Sidi Larbi Cherkaoui bei den Schlossfestspielen

oe
Ludwigsburg, 15/07/2011

Wie gut, dass es Ludwigsburg gibt! Denn wären wir allein auf Stuttgart angewiesen, wüssten wir noch immer nicht, dass es in Antwerpen einen der innovativsten Choreografen der Welt gibt: Sidi Larbi Cherkaoui – zu wiederholtem Male jetzt bei den Schlossfestspielen zu Gast mit seiner funkelnagelneuen „Play“-Produktion als deutsche Erstaufführung. Nach den Shaolin-Mönchen diesmal mit seiner Kompanie Eastman.

Nun also à la Indie, mit der Kuchipudi-Tänzerin Shantala Shivalingappa als Partnerin nebst einem Musikerquartett als Sänger und Instrumentalisten, die auf hin und her geschobenen, immer aber symmetrisch angeordneten Podien die beiden tanzenden Akteure begleiteten. 70 pausenlose Minuten à deux – kein Pas, sondern ein Theatrum mundi nach hinduistischer Vorstellung als Tanz mit den typischen wellenförmigen, den ganzen Körper durchflutenden Bewegungen. In Alltagskleidung, dann wieder mit wallenden Stoffbahnen, überdimensionalen grotesken Kopfmasken, mit marionettenhaften, sich verselbständigenden Puppen, die Hüften rotierend, die Arme gen Himmel gereckt, der Torso blitzdurchzuckt.

Immer aber alles in strikter Symmetrie. Schon gleich das Schachspiel der gegenübersitzenden Partner, mit den von oben projizierten Zügen der einzelnen Figuren, später dann den kalligrafischen Zeichen: ein Fest der makellosen Ästhetik, in dem alles reine Form ist. Bewegst du dich nach rechts, antworte ich mit links. Sie als Repräsentantin femininer Grazie, er als draufgängerischer – nein, nicht Macho, sondern Nobelkavalier – besonders wenn ihrer beider Köpfe sich in umgekehrter Blickrichtung zärtlich aneinander schmiegen. Nach den Noverre-Junioren am Vorabend die Begegnung mit einem Meister des Welttheaters!

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