„König Artus“ von Rainer Feistel

„König Artus“ von Rainer Feistel 

Sanfte Musik und schöne Menschen

Reiner Feistel zelebriert „König Artus“ als Ballett in Chemnitz

Das Mittelalter lebt in Comics, Blogbustern im Mainstream à la Hollywood, Computerspielen und immer wieder auf den Theaterbühnen. Für seine erste Uraufführung als Chef des Chemnitzer Balletts wählte Feistel Motive der Artus-Geschichte, deren Ursprünge nach Britannien in das fünfte Jahrhundert führen.

Chemnitz, 30/03/2014

Ein Prolog und 23 Szenen, die aus den Schatten der Vergangenheit und des somit unverzichtbaren Theaternebels kommen. Des Zauberer Merlins Traum vom ewigen Frieden, die Erschaffung König Artus', der den Frieden bringen soll, und von Mordred, seinem kriegerischen Gegenspieler, den Artus zwar am Ende aus der Welt schafft, aber um den Preis des eigenen Lebens.

Das Mittelalter lebt in Comics, Blogbustern im Mainstream à la Hollywood, Computerspielen und immer wieder auf den Theaterbühnen. Für seine erste Uraufführung als Chef des Chemnitzer Balletts wählte Reiner Feistel Motive der Artus-Geschichte, deren Ursprünge nach Britannien in das fünfte Jahrhundert führen, die sich dann über ganz Europa und später weltweit verbreitet.

Auf der riesig wirkenden Bühne des Chemnitzer Opernhauses mit den üppigen, aber nicht weiter nutzvollen Verkleidungen der Proszenien und behäbig auf und herabfahrenden Gazevorhängen von Ausstatter Martin Rupprecht breitet sich immer wieder eine Atmosphäre der Behäbigkeit aus. Wie verloren wirken die Tänzerinnen und Tänzer in der Leere des Raumes, die aber nichts von der Weite einer Geschichte vermittelt. Wenn es darum geht, die verblüffenden Möglichkeiten der Kompanie zu zeigen, insbesondere die kraftvollen Sprünge der Tänzer, dann allerdings kann man nur froh sein, dass jede weitere dekorative Ablenkung fehlt.

Etwas sonderbar wirken auch die Fantasien, die sich in Rupprechts Kostümen zeigen, die Lederimitationen, etwas knapper bei den Tänzerinnen, bedeckter bei den Tänzern, schüren den Verdacht, hier handle es sich um Ausflüge in Sado-Maso-Szenerien altväterlicher Mittelalterfantasien.

Die zugespielten Titel vornehmlich in der Filmmusik erfahrener Komponisten wie Lisa Gerrard, Patrick Cassidy, Marc Streitenfeld, Peter Gabriel oder Harry Gregson-Williams bewegen sich überwiegend auf breiten, elegischen Feldern musikalischer Flächen. Hier fehlt es wirklich mal an einem Kick, an rhythmischen Überraschungen, selbst Ritterspiele, eine Kriegsszene, der tödliche Zweikampf am Ende, immer musikalische Gemächlichkeit. Mitunter überdecken mulmige Klangwolken die Klarheit des Tanzes. Und sollte man nicht aus barmherziger Nachsicht auf den deutschen Tanzbühnen Arvo Pärt und seine „fratres“ auf ihren gläubigen Pilgerreisen von der Kunst zum Kommerz mal schweigen lassen?

Vielleicht ist Reiner Feistel noch nicht ganz angekommen in den weiten Dimensionen dieser Bühne. Vielleicht fehlt es noch hier und da am Maß der Präzision, wenn es um die dramaturgische Klarheit eines Handlungsballetts geht.

Die neu zusammengesetzte Chemnitzer Kompanie zeigt kräftige Präsenz und tänzerisches Können. Dafür bedankt sich das Premierenpublikum sehr herzlich bei allen Tänzerinnen und Tänzern, Bravorufe für Emilijus Miliauskas, Leonardo Fonseca, Florian Seipelt und Norbert Matkovics als Artus, Merlin, Lancelot und Mordred. Starker und herzlicher Applaus für Valerija Frank als Morgan le Fay und Alanna Saskia Pfeiffer als Guinevre, Artus' Gemahlin. Als flirrendes, geschwind tanzendes, durch die Lüfte fliegendes Schwert aber räumt Helena Gläser mit dieser originellen Idee des Choreografen Reiner Feistel einfach ab. Ist ja auch zum Abheben.

Nächste Aufführungen: 2., 4., 26.04.; 15.05.
 

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