Leitungswechsel
Katharina Christl übernimmt Leitung der Palucca Hochschule Dresden
István Simon und Duosi Zhu als „Romeo und Julia“ beim Semperoper Ballett
Mit den so harten wie unerbittlichen Klängen der Einleitung zum dritten Akt von Prokofjews Ballettmusik zu „Romeo und Julia“ beginnt die Dresdner Choreografie der tödlichen Liebesgeschichte nach der Tragödie von William Shakespeare aus dem Jahre 1595 - aus der heutigen Sicht des Choreografen Stijn Celis, das am 22. März letzten Jahres seine Premiere feierte. Celis setzt gleich zu Beginn einen so dramatischen wie dramaturgisch überzeugenden Akzent. In gleißendem Licht, das die Zuschauer blendet, fällt ein harter Schatten der Vergangenheit. Der Tänzer Laurent Guilbaut als Graf Capulet wirft diesen mörderischen Schatten, er trägt seine tote Tochter Julia.
Lichtwechsel, andere Töne, junge Leute auf der Bühne, die Stimmung ist ausgelassen. Langsam erkennt man, dass es sich um zwei rivalisierende Gruppen handelt, Rangeleien, Frotzeleien, alles sehr heutig. Spielend überspringt der Tanz, so wie ihn Stijn Celis für die Dresdner Tänzerinnen und Tänzer kreiert hat, die zeitliche Distanz von mehr als 400 Jahren. Das Drama nimmt im dunklen Ambiente von Jan Versweyveld seinen scheinbar unaufhaltsamen Verlauf, zwei Morde und die tragischen Selbstmorde von Romeo und Julia, keine Versöhnung am Ende, kein Sieg der Liebe über den Tod. Die tödliche Macht der Konventionen wird auch fortan ihre Opfer fordern. Und wie schon bei Shakespeare verschwimmen die Grenzen: absurde Komik, Missverständnisse und vor allem eine lebenswichtige Information, die ihren Empfänger nicht erreicht, verbieten jede Hoffnung auf Optimismus.
Zur Wiederaufnahme dieser Produktion hatte das Semperoper Ballett Rollendebüts angekündigt, man durfte gespannt sein. Jetzt kann man erfreut sein über die neuen, individuellen Akzente, die István Simon und Duosi Zhu in ihren Interpretationen als Romeo und Julia einbringen. Simon kennt man in Dresden gut. Nach einem Jahr in Budapest ist er zurückgekehrt, jetzt als erster Solist. Er hat die Ausstrahlung eines jungen, schwärmerischen Mannes, der zunächst nicht wahrzunehmen scheint, in welche Gefahren ihn die Liebe zu Julia bringt, die zu den Capulets gehört und nach dem Willen ihrer Eltern einen anderen heiraten soll. Duosi Zhu aus der Gruppe der Dresdner Halbsolisten ist eine immer stärker ihrem Liebeswillen zu Romeo folgende Julia. Sie veranlasst die heimliche Trauung, sie begibt sich, wenn sie ein Betäubungsmittel nimmt, um ihrer Liebe willen bis an die Grenze des Todes. Dass letztlich ein Missverständnis zu beider Tod führt, ist unausweichlich.
Eine hoffnungsvolle Überraschung ist das Debüt des neu verpflichteten Tänzers Craig Davidson, der in kurzer Zeit für den erkrankten Jón Vallejo die Rolle des Mercutio übernommen hat - in blitzschnellen Vorgaben, etwa im Trio mit Romeo und Francesco Pio Ricci als Benvolio oder besonders in der Sterbeszene, wenn dieser clowneske Lebenskünstler noch dem Tod eine heitere Variante abzugewinnen weiß. Und nicht zu vergessen, dass in der ganzen großen Kompanie, selbst bei synchronen Gruppenvarianten, keiner der Tänzer kraft ihrer jeweiligen individuellen Kraft an persönlicher Ausstrahlung zu übersehen wäre. Natürlich, nicht zu vergessen: die so grandiose wie starke Präsenz der Charakterisierung einer so außergewöhnlichen Tänzerin wie Elena Vostrotina als Gräfin Capulet.
Weitere Termine: 26.09.; 4., 10., 17., 22.10.
www.semperoper.de
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