Die Kibbutz Contemporary Dance Company mit „If it all“ im Pfalzbau Ludwigshafen

Die Kibbutz Contemporary Dance Company mit „If it all“ im Pfalzbau Ludwigshafen

Licht ins Dunkel

Die Kibbutz Contemporary Dance Company im Pfalzbau

„If it all“ – „wenn überhaupt“ die gleichnamige Choreografie von Rami Be’er ein Thema hat, dann ist es ein ganz großes. Und die fünfzehn Mitglieder der legendären Company, deren künstlerischer Direktor er ist, tanzen, als gäbe es kein Morgen.

Ludwigshafen, 15/03/2015

„If it all“ – „wenn überhaupt“ die gleichnamige Choreografie von Rami Be’er ein Thema hat, dann ist es ein ganz großes. Wie dieser Choreograf Licht in das Dunkel der Menschheitsgeschichte bringt, den Einzelnen und die Gemeinschaft regelrecht aufeinanderprallen lässt und am Ende in einem beinahe volkstanzmäßiges Ringelreihen im Unisex-Look mit Trachtenanklängen für alle auflöst – das ist spannend, faszinierend, unerwartet, manchmal hingebungsvoll schön und manchmal ein kleines bisschen verstörend: große Tanzkunst also. Und die fünfzehn Mitglieder der legendären Kibbutz Contemporary Dance Company, deren künstlerischer Direktor er ist, tanzen, als gäbe es kein Morgen – oder als ob man tatsächlich befürchten müsste, dass am Ende eines langen Weges gesellschaftlicher Entwicklungen der Preis für Harmonie im Abschleifen aller individuellen Ecken und Kanten besteht, zu denen eben auch die signifikante Zuordnung der Geschlechter gehört.

Rami Be’er, seit fast zwanzig Jahren Direktor einer der großen israelischen Vorzeige-Kompanien, ist nicht nur international gefragter Choreograf, sondern auch ein Allround-Künstler. Bühne und Kostüme, Licht und Musik – er legt überall selbst Hand an. In „If it all“ beleuchtet ein milder Mond ungerührt die heftigen Gefühle auf der Bühne.

Mit einem einsamen, innigen Gebet einer Tänzerin fängt alles an, bevor die gesamte Truppe regelrecht auf die Bühne stürmt. Tänzer in Derwischröcken vollführen archaische Rituale, eine Frau wird geraubt und triumphierend als Trophäe verschleppt, bevor die Stimmung bricht und die drohende Vergewaltigung plötzlich in eine Huldigung kippt. Das perfekte Timing dieser Brüche weist den Choreografen als Meister seines Faches aus. Nacherzählen lässt sich sein Stück indessen nicht, es ist bei allen vielfältigen Anspielungen abstrakt und komplex. Aber immer wieder bringt Be’er Licht ins Dunkel der Menschheitsgeschichte, und drei große Pas de deux beschwören eindrucksvoll die Stationen und Probleme der Paarfindungen und –bindungen. Nach 70 Minuten wacht das Publikum wie aus einer Trance auf, reibt sich für einen Moment verwundert die Augen, um dann in lang anhaltenden Jubel auszubrechen – so auch im Ludwigshafener Pfalzbau.

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