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Mit John Neumeiers „Illusionen - wie Schwanensee“ verabschiedete sich das Bayerische Staatsballett in einer letzten Ensemble-Vorstellung von der Ära Ivan Liška
Tränen flossen keine beim letzten Auftritt vieler Tänzer des Bayerischen Staatsballetts im Nationaltheater. Gerührt aber waren alle – Publikum wie Akteure. Schnapszahlenmunter war – nach der erst kürzlich 99. Vorstellung von John Neumeiers „Kameliendame“ – nun zum 33. Mal dessen Ballettdrama um König Ludwig II. „Illusionen – wie Schwanensee“ als finale Großensembleproduktion unter Ivan Liška angesetzt. Eine gute Wahl, beinhaltet das Werk doch ein Füllhorn an exponierten Rollen. Fortan gilt es, nach vorne zu schauen. Ganz gleich, ob ein Künstler bleibt oder geht. Das sind Ballettleute doch gewohnt...
Es ist Spätnachmittag und mit nachlassendem Regen schlendern immer mehr Schaulustige rund um die Buden des Stadtgründungsfests. Vor der Staatsoper sammelt sich derweil die Menge jener, die ‚ihre’ Solisten ein letztes Mal uneingeschränkt bejubeln wollen. Ausgiebig und heftig. Sowie voll Hoffnung in der zweiten Pause noch ein Autogramm ihrer Lieblinge Cyril Pierre, Marlon Dino und Lucia Lacarra zu ergattern. Verkaufsschlager des Abends: der große Kompanie-Erinnerungs-Bildband „Aus Leidenschaft“ mit Fotos von Wilfried Hösl.
Das Trio dominierte zuvor, in dem von Neumeier clever als Separatvorstellung in die Story eingebauten „Schwanensee“-Schnelldurchlauf, den zweiten Akt. Und ließ sich anschließend trotz nicht abreißendem Gedränge gerne mit Stift in der Hand und treuen Fans an der Seite fürs private Fotoalbum ablichten. Ein intimer Abschied von drei arrivierten Solisten, die ihren Zenit in München erreichten. In der Rolle der dem König versprochenen Prinzessin Natalia hingegen heißt es, eine Ballerina ziehen zu lassen, die ihren Karrierehöhepunkt noch vor sich hat: Ekatarina Petina. Ihre feinfühlig-saubere Darstellung hätte noch mehr Bravos verdient!
Der Ehrgeiz, als Kompanie noch einmal schlicht das Beste zu geben, hatte hörbar auch das Staatsorchester ergriffen, das unter der Leitung von Michael Schmidtsdorff (Solo-Violine: Markus Wolf) die Tschaikowsky-Partitur mit emotionsgeladen-vollmundiger Verve und sinnlicher Präsenz offerierte. Die Tänzer ihrerseits stürzten sich beherzt und fast wie befreit in ihre Parts. Allen voran der Mann im Schatten, der Ludwig II. (Matej Urban) das gesamte Stück hindurch bis an den Rand des Wahnsinns verfolgt. Für Marlon Dino noch einmal die Gelegenheit, mittels seiner markanten Gestalt – mal unnahbar streng, mal über beide Ohren grinsend – zu imponieren.
Durch den gesamten ersten Akt tobte ein wunderbar aufgelegter Ilia Sarkisov (wie oft überzeugte er in München, nicht nur als Puck!), der sich als Sprecher der Zimmerleute verabschiedete. Zuzana Zahradníková gab in schwerem Gewand und elegant geführt von Kammertänzer Norbert Graf (Prinz Leopold), der seine Karriere – seit dem 16. Lebensjahr als Student der Münchner Ballett-Akademie – komplett am Haus durchlief, furios die Königinmutter. Aus dem Hintergrund führte zurückgenommen und zugleich unübersehbar Tanzaltmeister Peter Jolesch die Clique der Staatsbeamten an.
So wurden die Zuschauer Zeugen einer Aufführung, die helle Freude verbreitete und ihren Abschluss unter einem Silberregen aus Konfetti fand. Begleitet von den enthusiastischen Dankesworten des Ballettchefs Ivan Liška, der die starke Identifikation seiner Ensemblemitglieder mit ihrem Beruf lobte, allen eine strahlende Zukunft wünschte und die bekanntesten der Abgänger für Umarmungen an die Rampe holte.
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