Alles Gute!

Zizi Jeanmaire zum 95. Geburtstag

Günter Pick erinnert sich an die berühmte Pariser Ballerina, Chansonsängerin und Schauspielerin, die am 29. April ihren 95. Geburtstag feierte.

Paris, 03/05/2019

Die wohl berühmteste Ballerina, Chansonsängerin und Schauspielerin, die aus der Pariser Oper und ihrer Schule hervorgegangen ist, wurde vor wenigen Tagen, genauer am 29. April, 95 Jahre alt. Sie war nicht nur eine wichtige Tänzerin aus dem großen Reservoir dieser Kompanie, sondern eine der wenigen, die ein Kind ihrer Zeit war. Wenn man so will, könnte man ihren Weg mit dem von Marlene Dietrich vergleichen, die auch nie eine Julia spielte, sondern mit dem „Blauen Engel“ ihren Durchbruch hatte und zeit ihres Lebens eine „Femme Fatale“ blieb. Es gab nur wenige Tänzerinnen, die den Mut hatten, nicht nur eine Zuckerfee zu tanzen, sondern den Trend der 20er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts mitzugehen. In diesem Zusammenhang fällt mir natürlich auch Margot Werner von der Staatsoper München ein, die eine Zeit lang ein deutscher Superstar war, weil sie singen konnte und anfangs mit chansonartigen Texten das Publikum, vor allem den männlichen Teil, zu unterhalten wusste.

Zurück zu Zizi, die von den Eltern eigentlich Renèe Marcelle getauft wurde und früh ins Kinderballett geschickt wurde. Schon dort ist ihr wohl Roland Petit begegnet, als beide im Corps de Ballet der Oper tanzten. Nachdem Petit als Choreograf seinen Durchbruch mit „Le jeune homme et la mort“ im Théâtre Champs Elysées hatte, gründete er eine Kompanie „Ballet de Paris“ und nahm Zizi mit. Schon ein Jahr später tanzte sie die Titelrolle in „Carmen“. Das Publikum in London, wo die Premiere stattfand, mochte diese ungewöhnliche Version sehr. Das war wohl auch ein Grund, weshalb Zizi nach kurzer Zeit ein Angebot aus Hollywood bekam, für den Film „Hans Christian Andersen“ und nicht lange danach in „The girl in pink thights“ am Broadway spielte, was später auch verfilmt wurde. Zwischendurch heiratete sie Roland Petit und eine Tochter zogen sie auch auf.

Ich habe sie leider nie auf einer Ballettbühne gesehen. Aber in der Zeit, als ich in Paris war, gab es jahrelang eine Revue mit unterschiedlichem Inhalt im Casino de Paris. Nicht nur Zizi war es wert, öfter hinzugehen. Und so sah ich ihre Nummer „Mon truc en plumes", die von Roland genial choreografiert war: Zehn Männer in schwarzen Anzügen mit riesigen Straußenfeder-Fächern, die diese wunderbare Diseuse in einem kurzen Paillettenkleidchen in den Mittelpunkt rückten, solche Beine muss man schließlich sehen. Die Herren begleiteten Zizi, die eine raffinierte Kurzhaarfrisur trug, in den fantasievollsten Formen mit diesen Fächern, sodass sie mal wie eine große Blume und dann wieder wie prachtvolles Federvieh inszeniert wurde.

Damit aber nicht genug, sie stand oft mit uns an der Stange bei Raymond Franchetti, Roland manchmal ebenfalls. Noch eine kurze Begegnung am Boulevard de Clichy. Ich saß mit meinem Freund Alex bei einem Café, als eine schwarze Limousine mit dunklen Fenstern anhielt. Langsam öffnete sich eine der hinteren Türen, sehr vorsichtig und nur ein bisschen spitzte ein bildschöner Fuß in schwarzem Pumps mit hohen Absätzen heraus, laaaangsam erscheint ein zweiter und dann ein dunkler Pelzmantel und Sonnenbrille. Wohin sie strebte weiß ich nicht mehr, aber dieser Auftritt bleibt mir unvergesslich.

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