Ohne Stillstand – die Zukunft im Auge
Jessica Iwanson und der zeitgenössische Tanz in München - 75 Jahre und ein Festakt
Von Leonie Stöckle
Iwanson International feiert Geburtstag! Und zwar nicht irgendeinen: Ein halbes Jahrhundert ist das renommierte Münchner Tanzinstitut geworden. Das ist immerhin doppelt so alt wie Jessica Iwanson 1974 bei der Gründung ihrer Tanzschule war. Als die gebürtige Schwedin die Türen zu ihrem ersten Studio öffnete, war sie selbst erst ein paar Monate in der Stadt. Das „Dance Center München“ lag damals am Gärtnerplatz und galt bald als der Treffpunkt für Tanzprofis und -amateure. Zwei Umzüge später heißt die Schule jetzt Iwanson International und hat ihren festen Platz in der Adi-Maislinger-Straße gefunden – und unter den führenden europäischen Ausbildungsinstituten für zeitgenössischen Tanz.
Zu Recht wurde Jessica Iwanson für ihr Schaffen mit der Silber-Medaille „München leuchtet“ und mit dem Tanzpreis der Stadt München ausgezeichnet: Sie ist hier Pionierin in Sachen zeitgenössischer Tanz. Selbst lernte sie bei den großen Namen wie Martha Graham oder Alvin Ailey, tanzte in Stockholm, Paris und New York. Ihr Wissen brachte sie mit in die bayerische Landeshauptstadt und gab es an ihre Studierenden weiter; viele von ihnen sind ebenfalls erfolgreiche Tänzer*innen, Choreograf*innen und Pädagog*innen geworden.
Qualität kommt niemals „out of style“
Zur Golden Jubilee Gala am 31.5.2024 findet sich eine Vielzahl dieser Ex-Studierenden im Foyer des Carl-Orff-Saals wieder. Für eine richtige Geburtstagsparty braucht es schließlich Gäste! Sie kommen von nah und fern, Begleiter*innen von der ersten Stunde bis heute. Johannes Härtl und Marie Preußler heißen das Publikum herzlich willkommen; die beiden haben 2018 die Schulleitung von Jessica Iwanson und Stefan Sixt übernommen. „Das größte Geschenk für Iwanson ist es, gemeinsam mit Ihnen allen zu feiern“, sagt Preußler. Und im Gegenzug wollen sie sich – wie könnte es anders sein - mit Tanz revanchieren.
Einen bunten Blumenstrauß an Choreografien haben sie dafür auf Lager: neun Stücke werden insgesamt gezeigt, getanzt vom zweiten und dritten Studienjahr. Die erste und die letzte Choreografie sind dabei passenderweise Repertoirestücke von Jessica Iwanson und zeigen, dass gute Tanzkunst niemals „out of style“ sein wird.
Dann entführen uns die langjährigen Dozent*innen Pia Fossdal, Minka-Marie Heiß, Nadine Gerspacher und Patrick Delcroix in ihre Welten. Das ist mal poetisch und fein bei Fossdal, skurril und verspielt bei Gerspacher oder eine Mischung aus rhythmischer Kraft und zärtlicher Annäherung bei Delcroix. Minka-Marie Heiß zollt mit ihrem von der „Carmina Burana“ inspirierten Stück dem Aufführungsort Tribut: Schon lange beherbergt der Carl-Orff-Saal des alten Gasteigs die jährlichen Aufführungen der Iwanson Schule. Zwischendurch melden sich Gratulant*innen zu Wort, Nina Hümpel spricht für das Kulturreferat und Walter Heun für seine Organisation Joint Adventures.
Isadora Preis für Moritz Ostruschnjak
In der zweiten Hälfte kommen ehemalige Studierende choreografisch zum Zug. Chris-Pascal Eglund hat mit aktuellen und ehemaligen Iwanson-Studierenden ein energetisches Stück inszeniert, Sophie Charlotte Becker mit der Vorausbildung: Die Nachwuchstalente stellen ihr beeindruckendes Können souverän unter Beweis. Münchner Choreograf Moritz Ostruschnjak zeigt Ausschnitte aus dem mitreißenden „YESTER:NOW“ und wird außerdem mit dem Isadora Preis der Iwanson-Sixt Stiftung ausgezeichnet. Und es gibt noch mehr Geschenke: Die Stiftung vergibt zwei weitere Stipendien an aktuelle Studierende; drei Tänzerinnen aus dem dritten Jahr werden von Marie Preußler und Johannes Härtl geehrt.
Schon geht der Abend unter großem Beifall für die Tänzerinnen und Tänzer dem Ende zu; „50Jahre sind eine lange Zeit – aber für mich fühlt es sich nicht lange an, weil ich so viel Spaß hatte!“, sagt Jessica Iwanson. Und nicht nur sie hatte Spaß. Das spürt man bei dieser Gala ganz deutlich, die sich wie eine Mischung aus Klassentreffen und Geburtstagsparty anfühlt. „Danke für die letzten 50 Jahre – und viel Spaß bei den kommenden 50!“, beendete Walter Heun seine Laudatio. Dem kann man sich nur anschließen.
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