Der Bühnenbildner als Klassiker

Dem Ausstatter und Regisseur Jürgen Rose zum 70. Geburtstag

Stuttgart, 25/08/2007

Ohne ihn wären John Crankos „Onegin“, Marcia Haydées „Dornröschen“ oder John Neumeiers „Kameliendame“ nur halb so schön - all diese großen Klassiker des Stuttgarter Balletts wurden von Jürgen Rose ausgestattet, alle leben sie von untrüglichem Stilempfinden, seinem exquisiten Sinn für Farben. Heute wird der Bühnen-und Kostümbildner, der langjährige Professor der Stuttgarter Kunstakademie und spätberufene Opernregisseur 70 Jahre alt.

Stuttgart hat ihn sozusagen entdeckt: John Cranko engagierte den damals 25-jährigen Rose 1962 für sein Ballett „Romeo und Julia“, bis zu Crankos Tod verband beide eine lebenslange Zusammenarbeit. Auch mit Hamburgs Ballettchef John Neumeier und vor allem mit Schauspiel- und Opernregisseur Dieter Dorn arbeitete Rose über Jahrzehnte hinweg zusammen, stattete Ballette, Opern und Schauspiele an allen berühmten Häusern der Welt aus. Er schuf den Klimtschen Farbenrausch für Crankos „Poème de l’extase“ und die abstrakten Farbschattierungen für „Initialen R.B.M.E“, er stattete Crankos und Neumeiers „Schwanensee“ aus, ist mit den Neumeier-Klassikern „Nussknacker“ und „Sommernachtstraum“ an zahlreichen großen Häusern präsent. Von ihm stammte das rotierende Haus im Bayreuther „Holländer“, er ließ Anne Bennent auf der Bühne ins Wasser gehen und ganz still in einem See verschwinden (in Schnitzlers „Der einsame Weg“ bei den Salzburger Festspielen).

Fast dreißig Jahre lang unterrichtete Jürgen Rose außerdem die Bühnenbildklasse der Stuttgarter Kunstakademie. Rose gilt als anspruchsvoller Bühnen- und Kostümbilder, er legt gerade bei seinen Ballettkostümen Wert auf schönste Stoffe und edle Qualität, dabei wirken seine Ausstattungen nie überladen. Mit jeder Repertoireaufführung (und es dürften ihrer inzwischen Tausende sein) der großen Klassiker steigt die Bewunderung: Wie subtil seine Kostüme die Figuren charakterisieren, wie kongenial seine Farben die Stimmung der Choreografie und der Inszenierung wiedergeben. Man vergleiche nur seine einfache, die Menschen in den Mittelpunkt stellende Ausstattung von Crankos „Romeo und Julia“ mit der marmor- und goldüberladenen Bühne der MacMillan-Choreografie von Nicholas Georgiadis. Wer Elisabeth Daltons Alternativausstattung von „Onegin“ in Berlin mit ihren viel zu kräftigen Farben gesehen hat, der weiß, dass Roses melancholische, gedeckte Herbsttöne untrennbar zu Crankos Meisterwerk gehören. Die feine Farbsymbolik von Marguerites Kostümen in der „Kameliendame“ gerät bereits durch andere Stoffe ins Ungleichgewicht, wie in Paris zu sehen. Roses helle, frühlingsbunte Ausstattung für Marcia Haydées „Dornröschen“ war damals legendär teuer und ist noch immer legendär schön. Selbst zwanzig Jahre nach der Premiere verwandelt sich oft genug das „Aah...“ beim Aufgehen des Vorhangs in spontanen Szenenapplaus - mag er es in seinem Haus bei München hören.

Seit den 90er Jahren führt der in Bernburg an der Saale geborene Künstler auch selbst Opernregie, hauptsächlich in München, zuletzt 2006 in Massenets „Werther“. Lange, viel zu lange hat er kein Ballett mehr ausgestattet.

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