Ein eiskalter See

Olga Esina und Vladimir Shishov debütieren an der Staatsoper in Nurejews „Schwanensee“

Wien, 03/03/2007

Ein Einstand ja, ein überzeugender Erfolg (noch) nicht: Olga Esina und Vladimir Shishov, beide Ex-Kirov-Tänzer, gaben ihr Debüt in Rudolf Nurejews herausfordernder „Schwanensee“-Inszenierung. Bereits die erste Variation des neuen Siegfried zeigte, dass selbst aus St. Petersburg jene ungestreckten Beine und hängenden Füße kommen, deren Erscheinungsbild Nurejew mit seinem legendären Ausspruch „Galoschis“ verewigt hat.

Shishov bewegt sich außerdem mit einem gewissen Gleichmut durch das Liebes- und Täuschungsabenteuer, zeigt nur im dritten Akt, als ihm sein falscher Treue-Schwur bewusst wird, Ausdruck. An den tanztechnischen wie an den schauspielerischen Anforderungen wird zu feilen sein. Der groß gewachsene Shishov wirkt zudem eher wie ein Charaktertänzer als ein Danseur noble.

Die blonde, filigrane und langgliedrige Olga Esina zeigt als Odette vor allem großen Formwillen. Mit gespanntem Körper zeichnet sie die in einen Schwan verwandelte Odette nach, stilisiert ihr Adagio im zweiten Akt bis an die Grenze zur Manieriertheit und bleibt eiskalt. Warum sollte Siegfried sich an ein Wesen binden, das ihm kaum einen Blick schenkt? Die sichtbare Liebe bleiben die Tänzer schuldig. Auch Esina überzeugt mehr als furios drehende Odile im dritten Akt. Kälte aber auch sonst im Ensemble: Das Schwanen-Ensemble agiert laut und wie aufgezogen, fern künstlerischer Interpretation.
Wo ist das große Drama geblieben? 


Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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