Blutrote Rose
Die Compañía Nacional de Danza 2 auf Deutschland-Tournee
Das neue Festival „Ludwigsburg Dance“ eröffnet mit Nacho Duatos Compañia Nacional
Schon vor 250 Jahren war Ludwigsburg für kurze Zeit das Zentrum der internationalen Tanzwelt, als Jean-Georges Noverre am Hofe Carl Eugens seine revolutionären Ballette entwickelte. Heute pilgern die Tanzbegeisterten statt ins kleine Schlosstheater ins große Forum am Schlosspark und in die Karlskaserne, wo sie modernes Ballett und zeitgenössischen Tanz aus aller Welt zu vergleichsweise moderaten Preisen sehen. Die spannende Gastspielreihe des Forums, die auch im nächsten Jahr wieder mit tollen Namen aufwartet, und die Tanzsparte der Schlossfestspiele ergänzen sich in ihrer modern ausgerichteten Ästhetik ohnehin. Gemeinsam mit den „Selbsttänzern“, der Tanz- und Theaterwerkstatt in der Karlskaserne mit ihrem großen Kurs- und Workshopangebot sowie dem weltmeisterlichen 1. Tanzclub Ludwigsburg, haben sie sich jetzt zum 300-jährigen Jubiläum der Stadt zum neuen Festival Ludwigsburg Dance zusammengeschlossen.
Den Hauptanteil der internationalen Gastspiele steuern die Schlossfestspiele bei, zum Beispiel Sidi Larbi Cherkaouis tanzende Shaolin-Mönche oder Carolyn Carlson. Aber wir sollen nicht nur zuschauen, sondern mittanzen – vier Mal verwandelt sich der Hof der Karlskaserne zum großen Tanzfest, wo man bei HipHop, amerikanischem Line Dance und brasilianischem Forró seine Tanzlust austoben kann. Das Festival will ganz besonders auch Jugendliche ansprechen. Eröffnet wurde das Festival am Dienstag mit einem zweitägigen Gastspiel des spanischen Choreografen Nacho Duato und seiner Compañia Nacional de Danza, nach wie vor Garanten für spannendes, hochmusikalisches modernes Ballett. Auch dieses kulturelle Aushängeschild sollte Opfer finanzieller Sparzwänge werden, aber der spanische Regierungschef hat inzwischen den tanzfeindlichen Kulturminister ausgetauscht und die Truppe scheint uns samt ihrem charismatischen Chef noch eine Weile erhalten zu bleiben. Duatos Choreografie-Stil hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Während er im acht Jahre alten „White Darkness“ die Verführung durch Drogen bei aller Eindringlichkeit der Bilder – die Protagonistin wird von einem Wasserfall weißen Pulvers zu Boden gedrückt – noch immer mit diesem melancholisch fließenden Tanz darstellt, der zu seinem Markenzeichen geworden war, sträuben sich die beiden neueren Stücke jetzt gegen so viel Schönheit, die Bewegungen werden grotesker und gebrochener. In „O Domina Nostra“ gelingt Duato zur arg entrückten Musik von Henryk Górecki das Kunststück, das katholische Pathos Spaniens mit einem erdverbundenen, fast heidnischen Tanzfuror der Frau zu einer ganz eigenen Verehrung der Jungfrau Maria zu vereinen. „Cobalto“ schwankt zwischen frenetischer, kettenrasselnder Wut und erotisch-magischer Meditation in sinnlicher Zeitlupe; Duatos Bilder faszinieren genauso wie die moderne Orgelmusik von Pedro Alcalde und Sergio Caballero.
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