„Dickhäuter – ein Elefantentreffen”

Neue Choreografie von Tarek Assam und Mirko Hecktor

Gießen, 06/12/2010

Wieder einmal geht es tierisch zu bei der Tanzcompagnie Gießen. War es 2007 die bunte Welt der Wellensittiche, von denen Tarek Assam sich inspirieren ließ, so ist es dieses Mal die graue Welt der „Dickhäuter – ein Elefantentreffen”. Für die Umsetzung hat Assam, Ballettdirektor am Stadttheater Gießen, wieder Mirko Hecktor aus München dazu gebeten. Eine schon bewährte Zusammenarbeit, hat doch der einstige Tänzer, freiberufliche Choreograf und Musiker, zudem Absolvent der Gießener Theaterwissenschaften, bereits bei den Tanzstücken Fabelhafte Marlene (2007), Welt der Engel (2008) und Gustav Nachtigall (2010) ideenreich mitgestaltet.

Und wieder einmal wagt Assam auf der kleinen Bühne im Löbershof Experimentelles, weniger visueller denn akustischer Art. Üblicherweise mischt Hecktor seine Sounds am Computer, dieses Mal setzen die Tanzenden klangliche Akzente live auf der Bühne per Soundpads. Die Audio-Installation hat Hecktors Kompagnon Daniel Kluge realisiert. Im ansonsten schmucklosen schwarzen Bühnenraum liegen drei verschiebbare Reihen von Sound-Pads am Boden, die bei Berührung unterschiedliche Klänge von sich geben. Das reicht von Hupen und Scheppern über gesprochene Worte bis zu kleinen Melodien.

Nicht immer ist eindeutig, ob das zu Hörende gerade von jemand produziert wird oder ob aus den Boxen kommt, doch sind diese Momente der verwischten Klanggrenzen auf ihre Weise höchst spannend. Spannend auch die Musikauswahl fern von jeglichem Mainstream. Die Percussionistin Evelyn Glenny interpretiert Born to be wild, Geigen werden fröhlich zum Tanz gezupft und buddhistische Gebete erklingen in dröhnenden Bässen. Der multikulturelle Klangteppich entfaltet streckenweise geradezu hypnotische Wirkung, die in fremde Länder, ja sogar ins Weltall zu versetzen scheinen.

Dazu passt das Bühnengeschehen, das im permanenten Dämmerlicht von keinem Farbtupfer gestört wird. Die Zuschauenden sind ganz auf das Hören und die tanzenden Körper fokussiert, nichts lenkt davon ab. Assoziationen an menschliches Verhalten kommen und gehen, mal im robusten, mal im liebevoll zärtlichen Miteinander.

Sechs Tänzer und Tänzerinnen, also jeweils die Hälfte der Tanzkompanie, zelebrieren die Entdeckung der Langsamkeit, ganz so wie man es sich bei massigen Dickhäutern vorstellt. Dann wieder bewegen sich in Duetten leicht und flink, zeigen zu dritt Kontakt-Improvisationen als vollendete Kunstform oder führen zeitlupenhafte Schwerelosigkeit im Raum vor. Klar sind auch mal symbolhaft ausgestreckte Arme mit unentwegt kreisenden Händen dabei, die an schnuppernde Elefantenrüssel erinnern. Und ganz am Schluss gibt es ein vorweihnachtliches Zugeständnis an alle, die es konkret mögen: ein herziges Elefantenbaby sucht Anschluss an seine Herde, die sich zum gemeinsamen Schlafen niederlässt.

Die Premiere dieser ungewöhnlichen Choreografie wurde hervorragend getanzt von Ekaterine Giorgadze, Antonia Heß und Magdalena Stoyanova, von Chistopher Basile, Hua-Bao Chien und Keith Chin.

Die nächsten Aufführungen: 12.12.2010, 2.1., www.tanzcompagnie.de
 

 

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