In Dresden lädt „Dreamlands“ zum Ausflug ins moderne Ballett
Tanz im Land der Träume
Und wieder besticht das Dresdner Ensemble an diesem Abend auch fast drei Jahre nach der Premiere in der Art, wie es sich in den drei Choreografien so wunderbar stark und zart zwischen Tag und Traum den Fragen nach Werden und Vergehen zuwendet. Ursprünglich vier Teile, jetzt mit William Forsythes „The Second Detail“, David Dawsons „The Grey Area“ und Johan Ingers „Empty House“ gestraffter, dennoch denkt man sehr gern auch an die ursprüngliche Fassung, zu der noch „No Thumb“ von Pascal Touzeau gehörte. Zur Wiederaufnahme konnte Ballettchef Aaron S. Watkin eine grandiose Kompanie aufbieten, die den Ansprüchen der drei Arbeiten bestens gerecht wurde.
Dawsons „The Grey Area“ im Mittelteil besticht in fließendem Ebenmaß der Bewegungen von drei Tänzerinnen und zwei Tänzern in eigenwilligen Lichtstimmungen zur meditativen Musik von Niels Lanz. Die Klangwelt eher als die Bildwelt bildet einen Gegensatz zum ersten Teil des Abends „The Second Detail“, mit der hier noch recht vielschichtigen, elektronischen Komposition von Thom Willems von 1991.
Forsythe auf Spitze ist immer wieder ein Erlebnis, besonders wenn so frisch und atemberaubend getanzt wird wie hier. Die experimentelle Grundstruktur vom Kommen und Gehen lässt auch nach so vielen Jahren nicht zu, dass auch nur ein Hauch vom Staub der Historie auszumachen wäre. Hier ist für den Tanz die Höhe noch nicht tabu. Aber man kann es spüren, dass die Schwingen der tanzenden Seelenvögel schon Verletzungen erfahren haben, Brüche und Kontraste bestimmen die knappen solistischen Passagen, die Formen der Duette oder die rasch wechselnden Konstellationen der Gruppe.
Und wie schon zur Premiere, „Empty House“ auf die so aufgeraute wie aufgedrehte und wild rhythmische Musik für Solovioline von Félix Lajkó, ungarisch geprägte Folklore mit Elementen des Jazz, immer noch eine der wohl besten Choreografien von Johan Inger zum Finale, das passt richtig gut und macht Lust auf die neue Saison. Nach der langen Sommerpause hat man den Eindruck, dass die Kompanie an Präsenz und Stärke gewonnen hat. Neue Tänzerinnen und Tänzer oder diejenigen, die zwischenzeitlich andernorts getanzt haben und wieder herzlich willkommen sind, mögen das bestärken.
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