Die Tanzoffensive am LOFFT Leipzig eröffnete mit „Krump'n'Break Release“

Die Tanzoffensive am LOFFT Leipzig eröffnete mit „Krump'n'Break Release“

Echtes Tanz-Theater

Gelungener Auftakt der Tanzoffensive mit „Krump'n'Break Release“ im Lofft Leipzig

Am Donnerstag eröffnete im nicht ganz ausverkauften Lofft die diesjährige Tanzoffensive mit einer französisch-deutschen Koproduktion. „Shifts“ nennen die Choreografen Malgven Gerbes und David Brandstätter ihr Ensemble.

Leipzig, 04/05/2015

Am Donnerstag eröffnete im nicht ganz ausverkauften Lofft die diesjährige Tanzoffensive mit einer französisch-deutschen Koproduktion. „Shifts“ nennen die Choreografen Malgven Gerbes und David Brandstätter ihr Ensemble. „Krump'n'Break Release“ heißt programmatisch ihre Inszenierung. Eine, die wieder mal etwas versucht, das meistens doch nur recht bedingt klappt.

Jenen Transfer nämlich, der Club- und Street Culture (etwas also, dessen konstituierende Basis aktive (körperliche) Partizipation und auch reflexive Spontanität ist) in einen Kontext bringt, der wiederum allein ob seiner dezidierten Trennung von Bühnenraum und Publikum eher das Gegenteil von besagter Partizipation und auch Spontanität konstituiert. Was, um es klar zu sagen, hier nicht als Defizit formuliert ist.

Aber eben auf ein Problem verweist, das auch „Krump'n'Break Release“ dann mit sich bringt. Und welches die Inszenierung zu umgehen versucht, mit dem Aufbau eines dramaturgischen Stützgerüstes, in dem sich der Diskurs darüber verschraubt, was das eigentlich ist, dieses Krump'n'Break Release. Also dieses so kraft- wie kunstvolle Tanzstilkonglomerat, das da auf der Bühne zu den typisch treibenden Beats vorgeführt wird.

In der Umsetzung sieht das dann so aus, dass das Stück über weite Strecken den Habitus eines Arte-Themenabends samt eines Hauchs von Volkshochschulkurs in Bühnenform exerziert. Vier Tänzer und eine Tänzerin reichen sich dafür immer mal wieder das Mikro von Hand zu Hand. Geboten wird Subkultur-Historie, ein Exkurs zu den afro-amerikanischen Wurzeln in den 70er Jahren und zu dem, was daraus an variantenreich faszinierendem, musikalischem und tänzerischem Wildwuchs ins Heute wucherte.

Angereichert ist das mit persönlichen Reflexionen der Tänzer über ihre Kunst. Und mit Videosequenzen (Christoph Lemmen, Malgven Gerbes), die immer wieder in ruhigen, unprätentiösen Schwarzweiß-Close-Ups ausschließlich die Gesichter der Tänzer zeigen. In dieser simplen, aber effektvollen Fokussierung vom Körper hin zum Gesicht, liegt dabei der erste Knackpunkt, der „Krump'n'Break Release“ dann glücklicherweise doch noch hinaushebt über die manchmal recht spürbare Gefahr, lediglich ein Dozieren mit performativen Beispielen zu sein. Eine Gefahr, die sich noch einmal akut verdichtet, bei der Mitmachübung fürs Publikum. Amüsant mag das sein, die oben erwähnte konstituierende Trennung indes hebt auch das nicht auf. Sie macht sie nur bewusster.

Und doch ist dieser Abend ein gelungener. Und der zweite, der maßgeblichere Knackpunkt dafür ist schlicht der Tanz selbst, der sich im letzten Viertel der Performance gewissermaßen störungsfrei entfalten darf. Und genau dann plötzlich, wie erleichtert und befreit vom Reden müssen, prompt etwas von dieser bassbeatwummernden, urbanen Archaik, die diese Kunst und dieser Körper-Sprache eigen ist, spüren lässt.

Mit den Strichziehungen und Punktierungen zwischen erstaunlich filigranen Gesten zu brachialem Körperstampfen und akrobatischer Virtuosität, aus denen sich ein dramatisches, dialogisches Muster und damit ein in aller Pose und Show echtes Tanz-Theater im auch ursprünglichsten Sinne ergibt. Und genau das ist es, wofür „Krump'n'Break Release“ den begeisterten Applaus im Lofft dann auch verdient hat.

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