„Carmen Flamenco«

Ballet Teatro Español in der Hamburger Staatsoper

Hamburg, 11/08/2009

Langsam gleiten ihre Hände über ihren Körper, den Kopf leicht nach unten geneigt fixiert ihr Blick den Mann gegenüber. Verführung pur, diese Carmen. Und im heißen Madrider Sommer hat Carmen ein neues Gesicht: das von Helena Martin. Sie tanzt Rafael Aguilars „Carmen Flamenco“, unterstützt vom legendären „Ballet Teatro Español“ mit seinen Solisten und Musikern.

Die schöne Spanierin kann ihre Rolle genießen: Sinnlichkeit und Erotik versprüht sie, sobald ein Mann sie anschaut – so will es auch die literarische Vorlage von Prosper Mérimée, der Carmens Geschichte erstmals 1845 erzählte. Dort ist die weltbekannte Zigeunerin nicht nur ein männermordender Vamp, sondern auch eine selbstbewusste junge Frau, die lieber stirbt, als ihre Freiheit aufzugeben.

Ein Teufelsweib, dem sich Helena Martin erst einmal nähern musste. „Ich habe das Buch gelesen und sämtliche Carmen-Filme angeschaut“, sagt die Tänzerin und lacht. „Aber letztlich habe ich über die klare Choreografie von Rafael Aguilar den Zugang zur Rolle gefunden.“ Ausgerechnet der Mann, den sie im Stück um den Verstand bringen muss, brachte ihr die verführerischen Posen nahe: Francisco Guerrero verkörpert seit neun Jahren Carmens Gegenpart, den soliden Polizisten Don José, der aus Liebe und Eifersucht zum Mörder wird. Über die Tanzschritte hinaus vermittelt Guerrero, selbst auch Choreograf der Truppe, den Geist Aguilars: Die urspanische Kultur des Flamenco mischt er mit Ballett und modernem Tanz zu einer bühnenwirksamen Mischung, die als Tanztheater spanischer Prägung unsterblich wurde.

Schon in den 60er Jahren brachte Aguilar Rebellion gegen die Obrigkeit und Sexualität in den Tanz – Themen, die damals unter Francos Diktatur über keine spanische Bühne gehen durften. Heute gilt der 1995 verstorbene Choreograf als einer der Größten in Spanien und „Carmen Flamenco“ aus dem Jahr 1992 als das letzte Meisterwerk vor seinem Tod. Und auch das Hamburger Publikum wird Carmens Verführungskünsten erliegen.

Staatsoper Hamburg: 19.-30.8., Di-Sa 20 Uhr (Sa auch 16 Uhr, So 15/19 Uhr)

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